5. Fortsetzung

 

der Geschichte des 11. (Sächs. ) Infanterie-Regiments.      

OFFIZIERSTELLENBESETZUNG :   Stand: 1.9.1939­

R e g i m e n t s s t a b :

 

Kommandeur                                 Oberst Haase

Rgt.Adj.                                          Hauptmann Schulze

Ord.Offz.                                        Oblt. Schmidt

Nachr.Offz.                                    Oblt. Fichtner

Verpf. Offz.                                    Oblt.d.R. Hofmann

Rgt. Vetr.                                        Stabsvetr.d.R. Dr.Brunner

 

Stabs.Kp.

Rgt. Reiterzug                                Leutnant H. Pinckert

 

13.(I.G.) Kp.

Chef                                                Hauptmann d.R. Bilkernroth

                                                        Leutnant Franke

 

14.(Pz.Abw.) Kp.

Chef                                                Oblt. H. Emmerich

                                                        Leutnant Pötzsch

                                                        Leutnant d.R. Bärwald

                                                        Leutnant d.R. Schröder

 

I. B a t a 1 1 o n

 

Kommandeur                                 Major E. Weiß

Btl.Adj.                                           Leutnant G. Overhoff

Ord.Offz.                                        Leutnant d.R. H. Engelhardt

Btl. Arzt                                          Stabsarzt. Dr.H. Dietz

Hilfsarzt                                         Ass. Arzt Dr.H. Ewald

Kr.Verw.Insp.                                Zahlmstr. W. Kehl

 

1. Kompanie                                   Hauptmann. R. Habicht

                                                        Leutnant d.R. E. Ältstädt

                                                        Leutnant H. Hasse

 

2. Kompanie                                   Major, d.R:. E. Meley

                                                        Oblt.d.R. H. Eintzelmann

                                                        Leutnant Fr. Hartmann

 

3. Kompanie                                   Hauptmann d.R. O. Wortmann

                                                        Leutnant Fr. Kaddatz

                                                        Leutnant H. Knieling

 

4. Kompanie                                   Oblt.Frhr.v.Hoyningen gen. Huene

                                                        Leutnant d.R. H.J. Partzsch

 

II. B a t a i 1 1 o n

 

Kommandeur                                 Major d.R. A. Leschke

Btl.Adj.                                           Oblt. G. Pinckert (bis 3.9. Leutnant Niepold)

Ord.Offz.                                        Leutnant Niepold

Btl.Arzt                                           Stabsarzt d.R. Dr.

Hilfsarzt

Zahlmeister

 

5. Kompanie.                                    Leutnant d.R. Wapler

6. Kompanie                                     Hauptmann d.R. Dr.Weinschenk

                                                          Leutnant.d.R. Fritsche

7. Kompanie                                     Oblt. Hauptmann

8. Kompanie                                     Hauptmann Rümenapp

 

III. B a t a i 1 1 o n

 

Kommandeur                                   Major Oertel

Btl.Adj.                                              Oblt. Irmler

Ord.Offz.                                          Leutnant Korber

Btl.Arzt                                             Oberarzt d.R. Dr.Hartmann

Hilfsarzt                                            Unterarzt d.R. Dr.Hoffmann

Zahlmeister                                                            

 

9. Kompanie                                      Hauptmann Pfützner

                                                            Leutnant Baumann

                                                            Leutnant Baunack

 

10. Kompanie                                     Oblt. Rathjens

                                                            Leutnant Overhoff

 

11. Kompanie                                    Hauptmann Sperling

                                                            Leutnant Kail

 

12. Kompanie                                      Hauptmann Eckhardt

                                                             Leutnant Gerngroß


Polenfeldzug

Die Kompanien haben die Aufgaben, an der Grenze Stellungen auszubauen und sich in Schanzarbeiten zu üben. Teile des III. Btl. (10. Kp.) haben u.a. die Aufgabe, an der polnischen Grenze, ostwärts Windeck, eine Feldwache zu stel­len. Die von dieser Wache gemachten Beobachtungen erweisen sich später, bis auf die festgestellten Schanzarbeiten der Polen, als falsch. Neben kleineren Kompanieübungen findet auch eine Übung in Rgt. Rahmen statt. Das 1. Batl., das indessen in Leipzig aufgestellt wurde, trifft am 21.8. ein.

Der Operationsplan: Der polnische Operationsplan sah - in irriger Erwartung starker deutscher Kräftebindung an der Westfront.- als erstes Ziel die Einnahme Danzigs und Ostpreußens und die Verteidigung Oberschlesiens vor. Hier­gegen marschierten die 3. und 4. Armee der Heeresgruppe Nord mit der Luft­flotte 1 sowie die 8.,10. und 14. Armee der Heeresgruppe Süd mit der Luft­flotte 4 auf. Das Angriffsziel der 10., 4. und 3. Armee lag in Richtung War­schau. Die 14. Armee sollte nach Osten vorgehen, aus der Slowakei vorbrechen Kräfte den Polen den Rückzug verlegen. Gegen etwa entkommende Teile des polnischen Heeres sollte eine erweiterte Umfassung angesetzt werden.

Am 24.8.1939 geht der Befehl zur Einstellung der Schanzarbeiten, der Verlegung des Regiments in den erkundeten Raum nahe der Grenze und der Einnahme der Vorpostenaufstellung ein. Rgt.St. Quartier ist Klinkerwerk bei Hegers­felde.

Am 25.8.1939 trifft der Befehl für der Einmarsch nach Polen ein. Die Angriffszeit wird für den 26.6. auf 4.30 Uhr festgesetzt. Nach Einbruch der Dunkel­heit bezieht das Regiment seine Bereitstellungsräume. Im Abschnitt des III.Btl. ist planmäßig die vorzeitige Inbesitznahme der sogen. Polenmühle jenseits des Grenzflusses Liswartha durch die 11. KP., verst. durch einen sMG – Zug der 12. Kp. Vorgesehen. Teile der 9. Kp. Haben die Einwohner von Hüttenau, das hart diesseits der Reichsgrenze liegt, festzusetzen, um eine Zubringertätigkeit zu verhinderen. Kp., verst. durch einen sMG-Zug der 12. Kp. vorgesehen. Teile der 9.- Kp. haben die Einwohner von Hüttenau, das hart diesseits der Reichsgrenze liegt, festzusetzen, um eine Zubringertätigkeit zu verhindern.Am 26.8. trifft gegen 1 Uhr morgens der Befehl ein, daß der Einmarsch nach Polen verschoben worden ist. Die Teile, die die Polenmühle jenseits der Grenze bereits umstellt haben, werden zurückgezogen. Das Regiment kehrt in die alten Quartiere nicht zurück, sondern bleibt in Grenznähe liegen und biwakiert.

Am 1. September 1939  erscheint der erste Wehrmachtsbericht. „Auf Befehl des Führers hat die Wehrmacht den aktiven Schutz des Reiches übernommen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen. Das ist die Antwort des Führers auf neue Terrorakte gegen Deutsche, 14 Grenzzwischenfälle in der Nacht zum 1. September und das Eindringen polnischer regulärer Soldaten auf deutsches Gebiet. Über die slowakischen, schlesischen, pommerschen und ostpreußischen Grenzen dringen die deutschten und verbündeten slowakischen Truppen vor. Außer an der ostpreußischen Grenze ist der Widerstand der Polen zunächst nicht besonders stark. Die Luftwaffe belegt zahlreiche Flugplätze und den Kriegshafen Gdingen mit Bomben. Schlachtgeschwader unterstützenden Angriff der Erdtruppen. Die Marine beschießt die Westerplatte." Damit beginnt der unglückselige 2. Weltkrieg!

Beim Regiment trifft am 31.8.1939 der Angriffsbefehl für den X - Tag ein. Als X - Tag wird der 1.9.1939 befohlen. Angriffsbeginn 4.45 Uhr. In den Abendstunden des 31.8. rückt das Regiment aus seinem Unterbringungsraum um Hegersfelde in den befohlenen Bereitstellungsraum. Es werden II. Batl. vorn rechts und III. Btl. vorn links eingesetzt. Wie bereits am 25,8., hat die 9. Kp. die Einwohner von Hüttenau zum 2. Mal festzunehmen, die verst. 11.Kp. hat die über der Grenze liegende polnische Mühle zu umstellen. Dies ist die Voraussetzung für einen gesicherten Brückenschlag noch vor Angriffsbeginn; denn es wird gerechnet, daß polnische Kräfte diesen aus der Mühle heraus zu stören suchen würden. Gemäß Rgt. Befehl soll der Feind an der Grenze aufmarschiert sein, und Kamiensko, desgleichen die Höhen von Dabrowa durch Kavallerie besetzt halten.

Diese Feindnachricht wird durch die Feldwache von AA/14 bestätigt, daß in Kamiensko seit der Nacht zum 25.8. ein Offizier mit 25 Reitern lägen. Wie sich jedoch später beim Angriff zeigte, war die Mühle in der Angriffsnacht nicht vom Gegner besetzt. In der Nacht werden die von den Pionieren angefertigter Bretterteppiche zur Überwindung der sehr schlechten sandigen Wege vorgebracht, und gegen 1 Uhr meldete die 11.Kp. die erfolgte Besitznahme der polnischen Mühle. Am 1.9. überschreitet um 4.45 Uhr das I.R. 11 die Reichsgrenze. Unser rechter Nachbar das I.R. 53, Eine Verbindung konnte nicht hergestellt werden. Vom Gegner ist nichts fest - zustellen. Das III. Btl. hat lediglich zwei größere Baumsperren im Walde süd­lich Dabrowa zu umgehen. Die tiefen Sandwege, der sehr warme September und die kühlen Nächte sind die eigentlichen Hindernisse. Kurz nach Überschrei­ten der Reichsgrenze überfliegen Staffeln der deutschen Luftwaffe die Truppe und jedermann weiß, daß es diesmal ernst ist. Bereits in den sehr frühen Morgenstunden wird das erste Angriffsziel erreicht.

Die Bevölkerung von Dabrowa ist zum größten Teil geflohen. Unter den wenigen Zurückgebliebenen befinden sich auch einige Männer, die, um sich der polnischen Wehrpflicht zu entziehen, sich in den Wäldern versteckt gehalten hatten. Der Angriff wird über Kulieje weiter vorgetragen. Von einem kleinen Waldstück auf der Höhe nördlich von Kulieje wird stärkerer Feind, vermutlich zwei Züge, beo­bachtet. Die gut sitzenden Garben eines Zuges der 12.Kp. schalten die feind­liche Feuerwirkung aus. Nach kurzer Bereitstellung wird der Angriff weiter vorgetragen. Es werden die ersten zwei Gefangenen gemacht. Als neues Tagesziel wird vom Regiment Klepaczka befohlen. Um 17 Uhr tritt III.Btl. mit 9.Kp. rechts und 11.Kp. links zum Angriff an. Der Angriff wird von einem Zug der 13.Kp. unterstützt. Als sich das Btl, - unter den vordersten Teilen auch der Btl.Kdr., Adj., die Kp.Chefs und einzelne Zugführer, alle zu Pferde - auf dem völlig offenen und fast deckungslosen Hange im entfalteten Vorgehen befindet, bekommt es starkes Gewehr- und auch M.G.-Feuer aus Klepaczka und den dahinter gelegenen Höhen, vor allem aus Richtung Dlugi-Kat. Das Feuer wird sofort erwidert, die Pferde werden hinter dem Hang in Deckung gebracht, und die 12.Kp. wird in kürzester Zeit in Stellung gebracht. Gut sitzendes Feuer hält den Gegner nieder.

Die 11. Kp. ist in das Dorf eingedrungen und es wird um einzelne Häuser heftig gekämpft. Sehr gute Feuerunterstützung leistet hierbei ein Zug der 13.Kp.. 9.Kp. kämpft am westlichen Dorfrand. Im Verlaufe dieses Gefechts fällt an der Spitze seines Zuges der gerade am 31.8. beförderte Leutnant Baunack der 9.Kp. durch Bauchschuß. An der Ost­seite einer Scheune wird er durch Angehörige der 14. Kp. begraben . Durch das vorangegangene Gefecht. und vermutlich auch durch Brandstifter steht gegen Abend das ganze Dorf in hellen Flammen. Zahlreiche Erdbefestigungen befinden sich am Dorfrand. An dem Überfall hat sich die Zivilbevöl­kerung beteiligt. Nach der Einnahme von Klepaczka erfolgt neuer Feuerüber­fall aus dem Wald ostw. des Dorfes, diesmal auch MG- und Artl.Feuer, das erst mit einbrechender Dunkelheit nachläßt. Die Kompanien bleiben in der Nacht auf dem Felde in Gefechtsbereitschaft liegen. II. Btl. hat die glei­che Höhe erreicht, nach rechts fehlt jedoch jegliche Verbindung.

 


Am 2.9. tritt das Regiment in bisheriger Gliederung weiter an. Auf den Höhen südostwärts Klepaczka zeugen die gut ausgebauten Stellungen vom ge­strigen Gegner. Nach Überschreiten der Bahnlinie Biezen-Klobutzko wird der Angriff auf Wreczyka-Wielka vorgetrieben. Ohne Feindberührung wird das Ziel erreicht. Das nachgeführte I.Btl. ist in seiner Marschfähigkeit stark beeinträchtigt. Durch das neue Schuhwerk ist das Btl. nicht einmarschiert. Ein Vorbild gaben hier die eingezogenen Reserveoffiziere, die durch ihr Beispiel mit dazu beitrugen, daß die Schwierigkeiten überwunden wurden. Um das Batl. in Marsch zu halten, hat die 14.Kp. die Fußverletzten nachgefahren. Bei der Hitze und dem feinen Sandstaub erwies sich der zusammenge­schlossene Uniformkragen als sehr unpraktisch. Zudem kam, daß die dem Rgt. zugeteilten Straßen sich in einem außergewöhnlich schlechten Zustand befanden. Die neuen Einheitsfeldwagen mit den kleinen, gummibereiften Rädern bewährten sich schon am ersten Kriegstag. nicht auf den Sandwegen. Schiebe­kommandos, können auch nicht in die Räder greifen. Auf der Vormarschstraße werden die Überreste einer polnischen Marschgruppe entdeckt, die durch deutsche Aufklärung zusammengeschossen worden ist. Als das Regiment gegen Mittag aus dem Waldrand westlich Kalej heraustritt, wird das III.Btl. plötz­lich und vollkommen unerwartet aus Richtung Tschenstochau von 9 polnischen Tieffliegern mit starkem MG-Feuer und Bomben angegriffen. Die Kompanien begeben sich in volle Deckung in den Straßengraben, 2 LMG eröffnen das Feuer. Die anscheinend aus zu niedriger Höhe abgeworfenen Bomben detonieren nicht. So fiel z.B. eine Bombe zwei Schritt neben Hauptmann Rümenapp in den Straßengraben. Oblt. Emmerich erhält von Oberst Haase den Befehl, das wei­tere Regiment nur in Fliegermarschtiefe aus dem Wald heraustreten zu lassen. Als Verlust hat das Regiment nur einen Toten, dem eine Bombe auf den Rücken gefallen ist. Gegen 17 Uhr schiesst sich A.R. 14 auf die in Höhe Grabowka vermutete Bunkerlinie und befestigte Feldstellung der Polen ein. Gegen Abend wird das Angriffsziel Kalej erreicht, das bereits durch AA/14 besetzt ist. 2 Abteilungen der A.R.14 schießen mit Unterbrechungen fast die ganze Nacht durch in die Bunkerstellungen bei Tschenestochau.

Am 3. September erklären England und Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg. Das Regiment befiehlt die Bereitstellung zum Angriff auf die westlich Grabowka verlaufene Bunkerstellung. Ein Offz. Spähtrupp stellt fest, dass die Bunker geräumt waren. Das Rgt. zieht gegen Abend in Gorne-Dolne unter.

6e. Fortsetzung

 der Geschichte des 11. (Sächs.) Infanterie-Regiments

 

Polenfeldzug

 

„Ich bin stolz auf das XVI. Armeekorps. Die erste Panzer-Division hat heute nacht nach Überwinden schwersten durch Sperren und Sprengungen fast un­gangbar gewordenen Geländes die Warta bei PLAWNO erreicht. Die 14. Division steht vor TSCHENSTOCHAU. Die 4. Panzer-Division hat die polnische Kavallerie-Brigade WOLYNSKA zersprengt. Die 3. Panzer-Division hat CULM an der Weichsel erreicht.

Der kommandierende General gez. Hoepner

Gef.St. WRECZYCA-WILKA 3. 9. 39"

 

Am 3. 9. 39 befiehlt das Regiment die Bereitstellung zum Angriff auf die westlich GRABOWKA verlaufende Bunker­linie, die anscheinend von schwächerem Feind besetzt ist. II. und III. Btl. werden in vorderer Linie eingesetzt, 1. Btl. als Reserve des Regiments. In den Morgenstunden werden von den vorn eingesetzten Bataillonen trotz dichten Nebels Spähtrupps - vom III. Btl. ein Offizier-Spähtrupp unter Führung des Kp.-Chefs 10. Kp. - vorgetrieben. Nach Ver­zug des Nebels wird festgestellt, daß die Bunker bereits in aller Eile geräumt waren, so daß das Regiment Antreten auf die Bunkerlinie befiehlt. Das Vorgehen macht, außer einer Brückensprengung auf der Straße TSCHENSTOCHAU­KLOBUZKO und dem sumpfigen Bachabschnitt hart süd­ostwärts SZARLEJKA keine weiteren Schwierigkeiten.

Im Laufe des Tages erhält die 14. Kp, vom Regiment den Auftrag, starke Aufklärung in den Nordostteil der Stadt TSCHENSTOCHAU vorzutreiben. Unter Einsatz aller 4 MG ­Pkw, aller vollbesetzten Bw-Kräder und einer Pak dringt diese Aufklärung unter FLührung Kp.-Chef in die Stadt kampflos ein und stellt durch Befragen der deutsch spre­chenden Bevölkerung fest, daß der Pole nach einem Stuka-Angriff aus der Stadt abgezogen ist, Daraufhin wer­den Teile des Regiments (lll. Btl.) nördlich von TSCHEN­STOCHAU bis nach GORNE-DOLNE vorbeigezogen und Teile in die Stadt selbst verlegt. Da auf die Bevölkerung kein Verlaß ist, werden Geiseln festgenommen. Das I. Btl., das in die Stadt einmarschiert, wird von einem Teil der Bevölkerung sogar mit Blumen begrüßt.

Das Gelände um die Stadt war z.T. minenverseucht. Beim Sammeln des Rgt, noch ostwärts TSCH. fuhr in den frü­hen Nachmittagsstunden eine Feldküche des 11. Btl. auf eine Mine, wobei lediglich die Küche zerstört wurde. Auch Chef 14. Kp. kam um Metersbreite an einer Mine vorbei.

Am 4. 9. werden 14. und 4. Infanterie-Division, die bisher je einem mot. Korps unterstellt waren, wieder ihrem alten IV. A.K., das nachgeführt wurde, unterstellt. Kommandie­render General des IV. Armeekorps ist General der Infan­terie von Schwedler. Der Weitermarsch der 14. Infan­terie-Division erfolgte in verstärkten Regimentsgruppen:

I.R. 101 in erster Linie, I.R. 11 in zweiter Linie und dahin­ter IR. 53. Um 8 Uhr werden die Ortsbiwake vom Vortage abgebrochen und in der Reihenfolge I., III. und II. Btl. wird der Verfolgungsmarsch angetreten.

Es wird in Richtung PACIERZOW marschiert, Während der Mittagsstunden überfliegen 3 polnische Bomber in großer Höhe die 10. Kp. während der Rast. Entlang der Vor­marschstraße PACIERZOW-PIASKI biwakiert das Regiment. Da bei der männlichen polnischen Bevölkerung durchweg festgestellt wird, daß diese völlig unbegründet Rasiermes­ser bei sich trägt und nachts die ersten Überfälle durch die Bevölkerung auf die biwakierende Truppe erfolgen, ordnete das Regiment während der Biwake die Festnahme der männlichen Bevölkerung während der Dunkelheit an. Die Kompanien liegen in Marschfolge auf freiem Felde, die Fahrzeuge stehen am Straßenrand, die Pferde bleiben angeschirrt bzw. gesattelt.

05. 09. ab 6 Uhr Fortsetzung des Verfolgungsmarsches auf CIELETNIKI. Schon in der letzten Nacht fielen einzelne Schüsse und wie es sich herausstellt, ist es die Zivil­bevölkerung, die diese Überfälle ausübt. In der Stellen­besetzung treten einige Veränderungen ein, Oberleutnant Pinckert wird Adjutant des II. BtL, Leutnant Gerngroß wird Ordz.Offz. im III. Btl. und Leutnant Niepold kommt zur 12. (MG) Kp.

Bei MALUSZIN wird die PILIZZA überschritten und gegen Abend wird der Raum bei KURZDOW erreicht. Den ganzen Tag über wird eine Schießerei durch Heckenschützen fest­gestellt. Der Reiterzug überrascht Zivilisten, die beim Fertigmachen einer Mine sind. Aufgestellte MG-Sicherungen wehren immer wieder Überfälle aus dem Hinterhalt ab. Die nächtlichen Biwake sind sehr unruhig und die Bataillone befinden sich mehr oder weniger in Alarmbereitschaft.

Am 6. 9. wird mit Einbruch der Dunkelheit das Tagesziel, der Raum von PRZEDBORZ, erreicht. Hier wird ein Ruhe­tag eingelegt. Die 13. leichte mot. Division wird vorbei­gezogen. Als sich in der Nacht in PRZEDBORZ die Schie­ßereien, besonders im Abschnitt des 11. Btl., immer mehr verstärkten, erhielt Oberleutnant Emmerich von Oberst Haase persönlich den Befehl, mit seiner Kompanie die Ruhe im Ort wiederherzustellen. Die 14. Kp, ging mit zwei Zügen auf dem Marktplatz In Stellung und eröffnete zu mitternächtlicher Stunde mit Sprenggranaten das Feuer. Die Wirkung dieser Granaten war verblüffend. Die Ruhe im gesamten Regimentsabschnitt war hergestellt, eine sich an­schließende Haussuchung durch die 14. Kp. blieb jedoch erfolglos.

Mit Pkw und Lkw hat die 14. Kp. Fußkranke der Bataillone nachgeholt, damit auch diese an der Marschpause, ge­nutzt durch Fußpflege und Waffenreinigers, teilhaben konn­ten. Durch eine Brückenzerstörung über die CZARTA ver­zögerte sich der Durchzug der leichten Division, so daß die Ruhepause verlängert werden konnte.

Nach dem Wehrmachtsbericht vom 8. September lassen großartige Marschleistungen der schnellen Truppen das Schicksal des polnischen Heeres als besiegelt erscheinen. Am Nachmittag dringen Panzertruppen von Südwesten her in WARSCHAU ein und schließen damit den bisher nach Osten offenen Sack mit den Trümmern der Posener und Korridor-Armee. Beiderseits LODZ geführte Angriffe sollen das Entkommen wesentlicher Teile nach Osten verhindern. Von allen Seiten marschieren die deutschen Divisionen auf die von Tag zu Tag enger zwischen POSEN und WARSCHAU zusammengepferchten polnischen Heeres­trümmer. Der Ring wird nach Osten durch Verbände ge­schlossen, die den Feind bis über den BUG zurückge­worfen haben. Die Luftwaffe wird wiederum vornehmlich gegen Marschkolonnen und Straßen des fliehenden Geg­ners eingesetzt.

Das IV. Armeekorps marschiert daher nun nicht mehr hin­ter den mot. Korps in nördlicher Richtung her, sondern wird nach Osten gegen die mittlere WEICHSEL angesetzt. l.R. 11 setzt am 8. 9. den Weitermarsch fort und erreicht gegen 17 Uhr das Ziel RADOSZYCE. Am gleichen Abend gibt das Regiment den Befehl für den Weitermarsch am 9. 9. heraus. Die 14. Kp. erhält hierbei den Auftrag, eine mot. Vorausabteilung zu bilden. Dieser und die späteren Aufträge dieser Art werden von den Kompanieangehörigen dieser Kompanie begeistert aufgenommen. Jeweils ein Pak­zug mit drei MG-Pkw und einem auf den Mun.-Pkw auf­gesessenen Schützenzug bildete eine Vorausabteilung. Aufgabe war es, neben weit vorgetriebener Aufklärung wichtige Geländeabschnitte vor Zerstörung durch die Polen in die Hand zu bekommen. Dabei wurden Brückenköpfe über kleinere Flußabschnitte gebildet. Der 14. Kp. fiel diese Aufgabe nicht schwer. da sie eine sehr gut ausgebildete Kompanie nur mit aktiven Soldaten war, und deren Zugführer (z. S, wie Bärwald} alte Hasen waren. Das befohlene Tagesziel KRASNA wird vom Regiment erreicht. Der Ort ist fast völlig zerstört. Kaum hat sich das Regiment zur Ruhe gelegt, trifft die Meldung ein, daß eine polnische Division durchgekrochen sei. III. Btl. wird zur Sicherung eingesetzt und richtet sich zur Verteidigung ein.

Mit III. Btl. voraus wird am 10. 9. der Vormarsch fortgesetzt. Nach etwa 50 km wird das Tagesziel WIELKA-WIES erreicht. Bei RADOM strecken etwa 24000 Polen die Waffen. Die polnische Regierung verläßt LUBLIN in Richtung LEIMBERG. Die Schlacht zwischen WARTHE und WEICH­SEL nähert sich ihrem Höhepunkt. Deutschland und die Sowjetunion treffen ein Abkommen über die Teilung Po­lens in Interessensphären. Vorläufige Grenze soll die WEICHSEL-Linie werden. IV. Armeekorps bildet aus seinen mot. Teilen Vorausabteilungen.

Das Tagesziel des 11. 9, ist ILZA. Hier trifft zum ersten Mal die Feldpost aus der Heimat ein. Auf Befehl des Regiments missen alle herumstreichenden Zivilpersonen im wehrfähigen Alter als Gefangene mitgeführt werden. In LUBIENIA wird eine Gefangenensammelstelle eingerichtet. Die von der 14. Division zu einer Vorausabteilung zusammengefaßten 14. Kpn., um diese beschleunigt an die WEICHSEL zu werfen, kommen nicht zum Einsatz.

LIPSKO ist das Regimentsziel am 12. 9. und MARUSCOW das vom 13./14. 9. Der Marsch geht in südlicher Richtung. Die Anmarschstraße zum WEICHSEL-Übergang muß frei­gemacht werden für nachfolgende Truppenteile, da im Ubergang über die WEICHSEL eine Verzögerung eintritt, weil die neue WEICHSEL-Brücke bei SOLEC in Brand steht. Es sind vornehmlich schwere Artillerie und Brücken­kolonnen, die am Regiment vorbeiziehen. Die 14. Kp. wird angesetzt, einen Vormarschweg in die WEICHSEL-Niederung für das Regiment zu erkunden und marschfähig zu mauen. Auch der Reiterzug erhält ähnlichen Auftrag. Mit gefallten Bäumen wird ein Flußübergang geschaffen, so daß das Regiment bis in die WEICHSEL-Niederung vorge­zogen werden kann. Zur gleichen Zeit wird das III. Btl. dem Regiment entzogen und unmittelbar der Division unterstellt. Den Bataillon werden ein Zug 13. und 14. Kp. unterstellt und das Btl, muß zurückmarschieren und erreicht über DANISZOW, LIPSKO, PAPIERNA das Straßenkreuz süd­westlich SOLEC, wo das Btl. rastet, da gemäß Div.-Befehl der Übergang über die WEICHSEL aus technischen Grün­den verzögert wird. Am 14. 9. gegen 11 Uhr wird das III. Btl. zur WEICHSEL-Brücke in Marsch gesetzt, um etwa 400 m südlich der abgebrannten Weichselbrücke mit dem Übersetzen auf Pontons der Pioniere zu beginnen. Die Brücke ist auf der Flucht von den Polen angezündet wor­den und völlig abgebrannt. Die schweren Eisenträger sind völlig verbogen. Auf der Anmarschstraße sind durch Minen deutsche Lastwagen zerstört worden. Das Übersetzen des Btl. und der unterstellten Teile der 13. und 14. Kp. geht rasch vonstatten. Am ostwärtigen Ufer sind von der An­legestelle bis zur Uferböschung etwa 400 m fast unwegsames Gelände zurückzulegen, dessen Überwindung be­sonders für die in den Mannschaftszügen mitgeführten schweren Waffen sich außerordentlich schwierig gestaltet. Nach Versammlung des Btl. am Westrand KAMIEN erhält es den Auftrag, als Divisions-Reserve die Nordflanke des etwa 7 km ostwärts PIOTROWIN stehenden I.R. 101 in Gegend Ziegelei LAZISKA-SREDNIA zu sichern.

In dieser Zeit hat das Regiment ohne III. Btl. eine Marsch­pause und wird in der WEICHSEL-Niederung weiter südlich bis nach NOWE vorgezogen. Erst nach Fertigstellung der Pontonbrücke setzt das Regiment am 16. 9. den Vormarch fort. Zuvor werden Teile der 14. Kp. in Pontons über die Weichsel gesetzt, wobei die Masse der Pkw und Lkw zurückbleibt. Die Paks werden von Bw-Krädern ge­zogen, die zugleich auch einen Teil der Munition transpor­tieren. Hinter unserem Regiment folgt I.R. 53. eine Verbin­dung besteht jedoch nicht. Das Regiment wird in Marsch auf LUBLIN angesetzt. Es folgt denn l.R. 101, dem nach wie vor das III./I.R. 11 unterstellt ist, Nach dem Wehr­machtsbericht vom 15. 9, dringen motorisierte Kräfte des südlichen Heeresflügels scharf nach Norden vor. Ernst­licher Widerstand wird auch in der Gegend LUBLIN nicht mehr geleistet. Unser verst. IIl. Btl. sichert als Vorhut der Division den Marsch in Richtung OPOLE. Es wird am 16.9. dem I.R. 101 unterstellt und erreicht den Raum um  GODOW.

Am 17. 9, wird das Regiment bis nach WIENIAWKA vor­gezogen. Inzwischen ist auch das nachhängende II. Btl, eingetroffen. Ill. Btl, marschiert am Ende von I.R. 101 und hat Befehl, BELZICE zu erreichen. Hier tritt das Btl. wie­der unter den Befehl von I.R. 11, das den Weitermarsch in Richtung LUBLIN befohlen hat. I. Btl. hat gern. Rgt.-Befehl einen Gefangenensammelplatz einzurichten, dem auch zahlreiche Gefangene zugeführt werden. Nach dem Wehr­machtsbericht vom 18. 9. endete die Schlacht an der BZURA mit der Kapitulation von mehr als 170.000 Polen.

Der russische Vormarsch erreicht bei LEMBERG und BREST-LITOWSK erstmalig deutsche Linien. Das Regiment orientiert in Auswirkung dessen die Bataillone über die Verständigung zwischen deutschen und russischen Flug­zeugen. Die 11. Kp. übernimmt von der 10. Kp. die Be­wachung des eingerichteten Gefangenensammelplatzes. Beim Regiment treffen die letzten fehlenden Gefechtsfahr­zeuge ein. Noch am 18. 9, tritt das Regiment den Marsch auf LUBLIN in. III. Btl. hat am Nordwestausgang beider­seits der Straße LUBLIN-WARSCHAU die Sicherung gegen einen in Linie NIEMCE-NASUTOW-BORKOW gemeldeten Feind zu übernehmen. Am Abend wird der Westrand LUBLIN erreicht. Die Stadt selbst ist von I.R. 101 unter Oberst von Tettau besetzt. Die 14. Kp. wird nach LUBLIN vorgezogen und erhält Befehl, den Schutz einiger wichtiger Anlagen (wie Zuckerfabrik, Bahnhofsanlagen) vor Sabotageakten zu übernehmen. Zu diesem Zweck wird die Kp. I.R. 101 unterstellt, Das Regiment marschiert am 19. 9. durch die Stadt, in der die Spuren einer Beschießung deut­lich zu sehen sind. Im Raum KREPIEC wird Ortsbiwak be­zogen.

Der Wehrmachtsbericht von diesem Tage lautet: Die deut­schen Truppen stehen in der Linie STRYI - LEMBERG - BREST-LITOWSK - BIALYSTOK. Nur noch in Warschau, nordwestlich davon, in MODLIN und auf HELA wird ernst­hafter Widerstand geleistet. Die Kämpfe bei GDINGEN werden mit der Einnahme des Kriegshafens abgeschlos­sen. Zwischen der deutschen und russischen Führung ist eine Demarkationslinie vereinbart, in die die deutschen Truppen zurückgenommen werden. Die Linie verläuft von der Südgrenze Ostpreußens am NAREW, der WEICHSET, und dem SAN entlang auf die slowakisch-ungarische Grenze zu. Die polnische Regierung flüchtet auf rumäni­sches Staatsgebet. Das russische Heer hat die allgemeine Linie LEMBERG - BREST-LITOWSK - GRODNO erreicht.

Am 20. 9. tritt das Regiment den weiteren Vormarsch in Richtung PIASKI-CHELM an. Verst. I. Btl. ist vorn einge­setzt. 132 Stukas überfliegen das Regiment in Richtung CHELM. Ziel des Rgt. ist die Bildung eines Brückenkopfes über die WIEPRZK bei DOROHUCZA. Die III/A.R. 50 schießt nach CHELM. Es wird gemeldet, daß der in CHELM stehende Feind völlig in Auflösung begriffen sei, Eine deutsche Panzer-Division sei dorthin vorgestoßen. In der Stadt soll Panik herrschen, da die Polen vor den Russen fliehen. In dieser Situation trifft der Befehl zur Einstellung des Vormarsches ein. Die Demarkationslinie ist an die WEICH­SEL verlegt und damit ist praktisch der Krieg für IR. 11 zu Ende.

 

7. Fortsetzung
der Geschichte des 11. (Sächs.) Infanterie-Regiments

Der Feldzug in Polen kann als abgeschlossen betrach­tet werden. Die deutschen Truppen bereiten den Rückmarsch in die Demarkationslinie vor. Der Widerstand der um Warschau eingeschlossenen Polen hält jedoch an. Die Kampfzone hat sich noch Südosten zu ausge­weitet. Die russischen Truppen erwarten im Süden den deutschen Abmarsch in ihren alten Stellungen, im Nor­den nehmen sie Säuberungsaktionen vor,

Der Regimentsbefehl vom 21. 9. besagt, daß die offensive ostwärts der Weichsel aus politischen Gründen eingestellt ist. Die voraussichtliche Dauer des Aufent­halts im augenblicklichen Unterbringungsraum wird auf zwei Tage festgelegt. Diese Ruhetage sollen zur Überholung von Mensch und Tier, Waffen und Gerät benutzt werden. Die 10- Kompanie übergibt die Ge­fangenensammelstelle in Piaski mit etwa 3000 Gefangenen an IR. 53, die dann nach Lublin abtransportiert werden.

Am 22. 9, orientiert der Regimentsbefehl über die wei­teren Maßnahmen der Division. Danach erfolgt der Rückmarsch der Division voraussichtlich am 25. 9. Vor­gesehen ist eine Zurücknahme hinter die Weichsel, um in Radom als Besatzungstruppe eingesetzt oder nach dem Westen verlegt zu werden, Die Truppe nutzt in den Ruhetagen jede Gelegenheit, um sich von den Strapazen zu erholen.

Am 23. 9. trifft bei den Einheiten der endgültige Be­fehl des Regiments über den Rückmarsch ein. Nach der Übernahme von Sicherungen des I.R. 101 ist als Tagesziel die Stadt Lublin vorgesehen. Hier tritt für einige Tage die 14. Kompanie aus der Befehlsgewalt des Regiments aus und wird dem I.R. 101 unterstellt. Der Auftrag an 14. Kompanie lautet: Mit allen Lkw Abtransport wichtiger Güter. Mit der Gefechtseinheit Auffangen, Sammeln und Abtransport polnischer Ge­fangener. Mit 8000 Gefangenen verläßt die 14. Kormpanie - nach Durchzug des i.R. 11 - Lublin und bringt diese Gefangenen in einem mehrtägigen Marsch nach Radom. Für eine motorisierte Kompanie ist dies eine besonders schwere Aufgabe gewesen. Ein Teil der Kompanie wird eingesetzt, mit Hilfe polnischer Pfarrer Verpflegung an die Marschstraße für die Gefangenen zu besorgen und für die Nacht geeignete Quartier­möglichkeiten bereitzustellen. Der andere Teil der Kompanie begleitet den kilometerlangen Gefangenen­zug mit einschließlich Gefechtsfahrzeugen und 150 Pferden. Noch der Ablieferung der Gefangenen in Radom tritt die Kompanie wieder unter die Befehls­gewalt des Regiments zurück.

Vom 21. 9. hat der gesamte Rückmarsch in die Demar­kationslinie begonnen. Vor Lemberg kämpfende Deut­sche Truppen werden durch Russische Verbände abge­löst. Lemberg kapitulierte. Die bei Warschau eingeschlossenen Polen wiederholen ihre Durchbruchsver­suche nach Osten. Auch hinter der Front des russischen Heeres werden kleinere polnische Abteilungen ausge­hoben. Mehr als 120 000 Gefangene fallen den Sowjets in die Hände.

Am 25. 9. fordert das Regiment zum ersten Mal Vorschläge zur Verleihung des E.K. II an. Am gleichen Tag geht der Tagesbefehl an das deutsche Heer vom 27. 9. 1939 ein:

 

Soldaten!

Die große Schlacht im Weichselbogen ist beendet. Das polnische Heer ist vernichtet.

Die Operationen gegen Polen sind damit abgeschlos­sen. In noch nicht drei Wochen ist die militärische Ent­scheidung an der Ostfront erzwungen worden. Solda­ten der Ostfront! In unerhörtem Siegeslauf habt Ihr das polnische Heer zerschlagen. Weder Panzer- und Betonbauten, weder brückenlose Flüsse, zerstörte Wege noch der sich zäh und hartnäckig verteidigende Feind oder die feigen, heimtückischen Überfälle kann­ten das Heer aufhalten. Die energisch und oft von zahlenmäßig überlegenem Gegner geführten Angriffe zerschellten an Eurer Entschlossenheit.

Soldaten aller Dienstgrade und aller Waffengattungen haben gleichen Anteil an den Erfolgen. Irr treuer Waffenbrüderschaft mit der Luftwaffe, die alles daran setzte, dem Heer zu helfen und deren rücksichtsloser Einsatz in die Erdkämpfe zum schnellen Erfolg aus­schlaggebend beitrug, sind große Taten vollführt.

Außerordentliche Anforderungen sind an Führung und Truppe gestellt worden. Die Leistungen haben die in Euch gesetzten Erwartungen noch übertroffen.

Tatkraft und Verantwortungsfreudigkeit der Führung, nie versagende Pflichterfüllung, Einsatzbereitschaft der Truppe, haben stets den hohen Wert des deutschen Heeres bestimmt. Sie waren ein heiliges, von den Vätern überkommenes Soldatenerbe, das das junge nationalsozialistische Heer übernommen hat. jeder Einzelne von Euch, Offizier, Unteroffizier und Mann hat bewiesen, daß er dieses Vermächtnis einer großen Vergangenheit treu bewahrt hat.

Soldaten der Westfront! Eurer festen Abwehrbereit­schaft ist es zu verdanken, daß die Operationen im

Osten ungestört vom Westgegner verlaufen sind. Durch Euren starken Schutz hat die Führung die Rückenfrei­heit erhalten, den Schwerpunkt der Kriegsführung auf den Ostkriegsschauplatz zu verlegen. Ruhig und sicher konnte sie hier die schnelle militärische Entscheidung herbeiführen. Denn wir alle wußten, daß uns bei un­serem harten Kampf gegen den Osten im Westen nicht nur Beton und Stahl schützen, sondern daß hier deut­sche Soldaten standen, unerschütterlich bereit, uns alle Gefahren fernzuhalten und jedem Ansturm zu trotzen.

Soldaten des Heeres! Ihr habt in Ost und West ein glänzendes Zeugnis für den Geist und die Stärke des deutschen Heeres abgelegt. Und unsere Gegner mö­gen wissen, daß der deutsche Soldat, wenn die Ver­teidigung der Lebensrechte des deutschen Volkes es weiterhin erfordert und der Führer es befiehlt, in dem­selben Geiste kämpfen und siegen wird,

Der Oberbefehlshaber des Heeres

v. Brauchitsch

Generaloberst

 

Am 26. 9. geht der Weitermarsch des Regiments auf Pulawy, wo die Weichsel auf der behelsmäßig wieder instandgesetzten Brücke nach Westen überschritten wird, die von den Pionieren in „Magdeburger Brücke" getauft worden ist, Nach dem überschreiten der Weichsel trifft das Regiment zum erstenmal auf Ort­schaften, deren Bewohner ehemalige Deutsche sind. Man merkte dies sofort an den sauberen Häusern und Vorgärten. Der Regimentsstab ist in einer Lehrerwoh­nung in Carcecze an der Straße Pulawi - Radom un­tergebracht, am folgenden Tag in der Försterei Baraki kurz vor Radom. Zur Aufstellung der 196. Infanterie-­Division wird Hauptmann Pfützner, Chef der 9. Kom­panie, mit 5 Unteroffizieren und 5 Gefreiten nach Hannover in Marsch gesetzt. Oberleutnant Irmler, bisher Adjutant III. Btl., wird Chef der 9. Kompanie. Btl.­Adjutant wird Leutnant Gerngroß, bisher Zugführer bei der 12, Kompanie, und Leutnant d. R. Dr- Wapler, bisher 5. Kompanie, wird Ordonnanzoffizier des III. Btl,

Am 27. 9. geht der Weitermarsch bei strömendem Re­gen bis in die Ortschaften in unmittelbarer Nähe von Radom- Wegen des starken Regens beziehen die Ein­heiten Ortsunterkunft und zum Teil werden an diesem Tag zum erstenmal im Polenfeldzug „Panjehütten" von den Soldaten geräumt. Die nächsten beiden Tage werden vom Regiment als Ruhetag eingelegt. In die­sen Tagen werden auch die ersten Auszeichnungen verliehen. Es sind zwar sehr wenige Auszeichnungen, die dem Regiment und von diesem jedem Bataillon und jeder Regimentskompanie zugeteilt werden. Nach unseren Unterlagen hat beim III. Bataillon der Btl.­Kommandeur, Major Oertel, die Spange zum EK, des 1. Weltkrieges und der Chef der 11. Kompanie, Haupt­mann Sperling, das neue E.K. bekommen. Von der 14. Kompanie erhielten der Kompaniechef, Oberleut­nant Emmerich und Unteroffizier Wand die neue Aus­zeichnung, im Rahmen der Ruhetage und Verleihung der Auszeichnungen spielte beim III. Btl, die Regt.­Musik.

 

Nach den letzten Wehrmachtsberichten ist der deut­sche Operationsplan durchgeführt. Die aus der Slowa­kei, Oberschlesien und Ostpreußen vorgegangenen Armeen haben sich am Bug bei Wlodawo vereinigt. Die ursprünglich um Posen versammelte starke polni­sche Armee hat dem Druck von Norden und Süden in Richtung Warschau nachgeben müssen, Im Weichsel­bogen zwischen Warschau und Plock ist der größte Teil des polnischen Heeres umzingelt und hat kapitu­liert. Zwischen Warschau und Modlin halten sich die letzten Reste der 4 polnischen Armeen, die Ostpreu­ßen abschnüren und erobern sowie das deutsche Vor­gehen gegen den Korridor und Oberschlesien ver­hindern sollten. Die 5. polnische Süd-Armee ist nach Osten abgedrängt und vernichtet worden. Über 450 000 Polen gerieten im bisherigen Feldzugsverlauf in deutsche Gefangenschaft. 1200 Geschütze wurden erbeutet- Die nach Osten flechtenden Teile der polni­schen Armeen werden von den sowjetischen Truppen aufgefangen. Zwischen der deutschen und russischen Regierung wird eine Demarkationslinie festgesetzt, in die die deutschen Truppen zurückgenommen werden. Damit kehren fast 9 Millionen Weißrussen und Ukrai­ner zum russischen Volkstum zurück. (Wehrmachts­bericht vom 16.---22, September.)

 

Für den 30, 9, befiehlt das Regiment den Weitermarsch über Zwolen - Lipiska. Auf dem Marsch ist das Ge­lände beiderseits der Straße nach versprengten Ban­den und Spähtrupps abzusuchen. Es werden an diesem und in den folgenden Tagen mehrere hundert Gefan­gene gemacht. Das Regt. befiehlt der 14. Kompanie, im Landmarsch über Lublinitz nach Oppeln zu mar­schieren und dort zu verladen. Damit ist diese Kom­panie wieder für einige Zeit auf sich angewiesen. Erst am 8. Oktober trifft die Kp. nach einem Eisenbahn­transport in Krefeld beim Regiment ein,

Der Kommandeur der 14. Division, General Weyer, feierte am 30. 9. in Radom seinen 60. Geburtstag, Wäh­rend des Ruhetages am 2. 10, wird die 4. Division am Regiment vorbeigezogen, Am gleichen Tag trifft auch der Abtransport nach dem Westen ein. Es werden die Verladeräume für die Einheiten bekanntgegeben. Das Regt.-Stabs-Quartier vom 1./3. 10. liegt in der Domäne Brzozowa. In den Tagen des 7., 8. und 9. Oktober wer­den die Einheiten verladen und in den Raum um Kre­feld verlegt.