DIE WINTERSCHLACHT

UM DEN BLOCK DER 9. ARMEE

--- Die Schlacht vom 25. 11. bis 15. 12. 1942 --

 

 

Bereits Mitte Oktober 1942, noch während der letzten Kämpfe der Sommerschlacht, hatte die deutsche Luftwaffe die Versammlung starker russischer Kräfte nördlich und nordwestlich Rshew zwischen Kalinin und Toropez festgestellt und nach Kräften bekämpft. Die Truppenansammlungen zeigten, daß die Russen, abgesehen von ihrem Angriff auf Welikije Luki, ihren alten Plan, Rshew zu nehmen und dann im Weiterstoß auf Smolensk die deutsche Mittelfront zu zertrümmern, nicht aufgegeben hatten. Der Block der 9. Armee ragte ja auch zu herausfordernd in den russischen Raum hinein und bot die Möglichkeit zu einem Angriff von drei Seiten. Zum dritten Mal versuchte der Gegner sein Glück. Den Abschnittader 9. Armee unter Generaloberst Model mit den Eckpfeilern Ssytsdiewka, Rshew, Olenin und Belyj verteidigten die alten Infanterie-Divisionen, die ihren Abschnitt seit Monaten besetzt hielten. Die Stärken und Stellungsbreiten der Divisionen gewährleisteten keine erfolgreiche Abwehr gegen einen feindlichen Großangriff. Es fehlte die zum Nähren einer kräftezehrenden Verteidigung erforderliche Tiefe. An beweglichen Reserven standen der Armee die 9. Panzer-, die 14. mot.-und die Division „Großdeutschland" im Raum um Olenin zur Verfügung.

In diesem Winter besaß der deutsche Soldat zwar eine ausgezeichnete Winterbekleidung, doch wie immer, so auch hier, war er seit Monaten überfordert und mußte ohne Ruhepause sich dem Feind entgegenwerfen oder ihn abwehren. Wenn auch zu Beginn der Schlacht der Schnee nicht sehr hoch lag, machten Schneestürme und Schneeverwehungen dem deutschen Soldaten das Leben schwer. Ständig wurden die Gräben zugeweht und mußten wieder freigeschaufelt werden. Das Räumen der schneeverwehten Wege kostete zusätzliche Arbeit und Zeit und verzögerte das Verschieben und den Einsatz der Reserven. Das Thermometer zeigte Temperaturen von 0 Grad bis minus 25 Grad. Kurz war der Tag, nur etwa 9 Stunden dauerte das Tageslicht, und von 15.00 bis 6.00 Uhr herrschte Dunkelheit. Am 25. November 1942 brachen die Russen nach gewaltiger Feuervorbereitung mit starken Infanterie- und Panzermassen unter Einsatz von zahlreichen_ Luftwaffenverbänden zu einem umfassenden Großangriff an 4 Stellen vor und zwar:

nördlich Ssytschewka,

westlich Rshew,

nördlich Belyj im Lutschessatal

und südlich Belyj.

 

Der russische Angriff nördlich Ssytschewka

Der feindliche Stoß nördlich Ssytschewka war äußerst gefährlich; denn er zielte auf die lebensnotwendige Versorgungsbahn der 9. Armee Wjasma-Rshew.

Die 78. Infanterie-Division unter. General Völckers löste gerade die 5. Panzer-Division, die in der Gegend der Gshatj-Mündung und an der Wasusa lag, ab, als der russische Großangriff begann. Nach einem Trommelfeuer von etwa 2 Stunden traten um 7.15 Uhr im dichten Schneetreiben 8 russische Schützen-Divisionen und 3 Panzer-Brigaden gegen diesen Abschnitt zum Sturm an und erzielten einen Einbruch von etwa 3 km Breite und Tiefe. Sofort griff Oberstleutnant Käther mit seinem Grenadier-Regiment 14, sich persönlich vorbildlich einsetzend, in den Kampf ein. Mit unerhörtem Schwung warf sein II. Bataillon den hartnäckig kämpfenden Gegner bis zum Beginn der Dunkelheit aus mehreren Dörfern zurück. Die Fortsetzung des Angriffs am 26. November zur Gewinnung der alten Hauptkampflinie gelang trotz großer Tapferkeit des II./ Grenadierregiments 14, links begleitet vom I./Panzer-Grenadierregiment 14 der 5. Panzer-Division, nicht. Der Feind trat nach starker Feuervorbereitung mit Infanterie und Panzern - es wurden 60 gezählt - zum Gegenangriff gegen Front, Flanke und Rücken des II. Bataillons an. Munitionsmangel stellte sich ein, die Truppe hatte außerordentliche Verluste und nur einem kleinen Teil gelang es, sich nach Süden durchzuschlagen. Ihr tapferer Kampf hatte aber den Erfolg, daß die Russen ihre Kräfte nicht zur Ausweitung ihres Einbruches ein. setzen konnten, sondern zur Abwehr der ihnen drohenden Abschnürung.

Noch am Nachmittag des gleichen Tages (26. 11.) übernahm General Völckers die Gefechtsführung im südlichen Abschnitt der 5. Panzerdivision, da er sah, daß durch die ständig gestörten Nachrichtenmittel eine einheitliche Führung des ganzen Abschnittes durch die 5. Panzerdivision nicht möglich war. Zwei Abschnitte wurden gebildet, gegen die die Russen laufend anrannten. Im harten Nahkampf schlug die tapfere deutsche Truppe den, Gegner zurück und vernichtete 29 Panzer. Dieser Kampf kostete hohe Verluste. Die 78. Division meldete abends in ihrem Zustandsbericht: „Sämtliche Einheiten stark geschwächt, große Gerät- und Waffenausfälle, vor allem an leichter und mittlerer Pak und schweren Infanteriewaffen."

Am 27. November gelang den Russen ein Durchbruch im linken Abschnitt der 78. Division, der infolge der ununterbrochenen Kämpfe und des überaus starken Trommelfeuers aufs äußerste geschwächt war. Hier stieß das II. russische Garde-Kavallerie-korps mit Panzerverbänden weiter vor, überschritt die Bahn Wjasma - Rshew und sperrte dadurch den Zugverkehr. Die Feindkräfte drangen tief in das Waldgebiet südwestlich Rshew ein und bedrohten sogar die Bahn Rshew - Olenin. In harten Kämpfen wurde die Bahn Wjasma-Rshew freigekämpft. Doch die Bedrohung der Bahn und Wege durch die durchgebrochenen Feindteile zwangen, die Versorgungszüge, die Truppen-, Munitions- und Verpflegungstransporte in bewaffnetem Geleit durchzuschleusen. Das führte zu einer weiteren Schwächung der Fronten, aus denen die Bewachungseinheiten ja herausgezogen werden mußten. Die schwachen Reserven mußten beschleunigt von einem Brennpunkt zum anderen gefahren werden, um den feindlichen Angriff abzuwehren. Hierzu mußten im Winter neue Wege erkundet, geschaffen und instandgehalten werden. Schließlich gelang es, das russische Garde-Kavalleriekorps zu umzingeln und zu vernichten.

Zurück zum Kampf der 78. Division.

Oberstleutnant Reissinger, Kommandeur des Grenadierregiments 215, erhielt nun den Auftrag, alle in dem gefährdeten Abschnitt liegenden Teile zu einer Kampfgruppe unter seinem Kommando zusammenzufassen, die Lücke zu schließen und ohne Rücksicht auf den durchgebrochenen Feind weitere Durchbrüche zu verhindern. Auf dem Wege in seinen Abschnitt unterstellte sich Reissinger die in Lopotok in einer Riegelstellung liegende Lehrkompanie seiner Division, vorhandene Sturmgeschütze und Versprengte. Als er noch hiermit beschäftigt war, galoppierten etwa 5 Kosakenschwadronen heran, die nach Südosten durchbrechen wollten. Jeder, der eine Waffe hatte, schoß, ob Infanterist oder Kanonier, dazu die Sturmgeschütze und eine leichte Batterie im direkten Richten. Zufällig kreiste gerade eine Ju 88 über dem Dorf, erkannte die Russen und beteiligte sich mit Bomben und ihren Bordwaffen an dem Kampf. Durch dieses zusammengeballte Feuer wurden alle Kosaken getötet. Nach dieser' Episode organisierte Reissinger die Abwehr in seinem Abschnitt, der unter ständigem Feuer lag. Aus Splittergruppen und Versprengten bildete er drei Abschnitte, denen es tatsächlich gelang, das Loch zu schließen und alle Angriffe abzuwehren.

Am 30. November brachen die Russen nach dem üblichen starken Vorbereitungsfeuer mit einem Infanterieregiment und etwa 45 Panzern in Mal.Kropotowo (rechter Flügel der 5. PanzerDivision, dicht nördlich des Abschnittes von Oberstleutnant Reissinger) ein und schob starke Kräfte, auch Panzer, in die Mulde südwestlich des Dorfes nach. Um diese Bedrohung seiner linken Flanke auszuschalten, setzte Reissinger Hauptmann Kohler mit seiner Lehrkompanie, einer Panzerkompanie und 4 Sturmgeschützen gegen diesen Gegner an. Mittags brach Kohier überraschend wie ein Ungewitter gegen den Feind vor, umfaßte ihn links, und innerhalb von-20 Minuten waren die Russen, etwa 1 Bataillon, geworfen und 20 Panzer, 7 Pak und 2 Flakzusammengeschossen. Dieser Erfolg ließ Kohier nicht ruhen, jetzt wollte er auch gleich die Lage in Mal.Kropotowo bereinigen. Auch dieses kühne Unternehmen gelang, das unerwartet noch durch einen Angriff des Il. Bataillon 18 von Nordwesten unterstützt wurde. Die Russen, auch hier überrascht, flohen nach Osten. Sehr schwere Tage folgten hier noch bis Mitte Dezember. 7 russische Schützen-, 4 Gardeschützen-, 3 Gardekavallerie-Divisionen und 10 Panzerbrigaden hatten sich vor der 78. Division so verblutet, daß sie zu weiteren Angriffen nicht mehr fähig waren. Der Wehrmachtsbericht vom 5. Dezember 1942 berichtete: „Bei den Abwehrkämpfen der letzten 10 Tage vernichtete die 78. Inf. Division allein 169 Panzerkampfwagen."

Nördlich der 5. Panzer-Division stand die 102. Division mit unterstelltem verstärkten Regiment 195 der 78. Division. Auch hier trommelten die Russen. Auch hier warfen sie Angriffswelle auf Angriffswelle, unterstützt durch Panzerverbände, gegen den Abschnitt der 102. Division vor. Doch die Hauptkampflinie wurde, wenn auch mit größter Anstrengung, gehalten dank der Standfestigkeit der deutschen Soldaten und dank des guten Zusammenwirkens aller Waffen. Gegen die Bedrohung der Südflanke durch den russischen Einbruch beim rechten Nachbarn griff die 102. Division erfolgreich an und schloß die Lücke. Im Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht hieß es Mitte Dezember: „In den wochenlangen schweren Abwehrkämpfen um Rshew hat sich die 102. schlesische Infanterie-Division besonders bewährt." In diesen dürren Worten lag so unendlich viel: Kämpfen, Sterben, Standhalten, Durchhalten!

Das Grenadierregiment 18 unter Oberst Becker (6. Infanterie-Division) lag nach langen schweren Kämpfen in der Sommerschlacht von Rshew endlich, zur Auffrischung herausgezogen, südwestlich der Stadt und war Reserve des XXVII. Korps (General Weiß), als vom Korps am 25. November die Orientierung einging: „Angriff der Russen auf der ganzen Front" und am 28. November um 8.00 Uhr: „Neue Lage! Feind hat bei Ossuga die Eisenbahn nach Westen überschritten."

Die Kampfgruppe Becker mit Regiment 18 und der 111./Artillerie-Regiment 129 wurde gebildet und dem Stabe der 129. Division (General Praun) unterstellt. Auftrag: „Beschleunigt Ossuga erreichen." Mühsam arbeitete sich die Truppe in ihren zwar ausgezeichneten, aber für längere Märsche nicht gedachten Winteranzügen im Schneesturm vorwärts. Die Schlitten kamen durch die hohen Schneeverwehungen nur schwer, die Fußteile noch am besten durch, die motorisierte Panzerjägerkompanie 18 saß restlos fest. Da die Lage bei Ossuga sehr bedrohlich war, wurde das II. Bataillon 18 um 22.00 Uhr auf dem Bahnhof Papino (halbwegs Rshew-Ossuga) verladen. Am Sonntag, den 29. November, um 5.00 Uhr früh traf das II. Bataillon in Ossuga, am frühen Morgen die vordersten Teile der Kampfgruppe in Gegend Ossuga ein.

General Praun erhielt den Befehl, die Eisenbahn freizukämpfen und den Wald westlich der Bahn vom Gegner zu säubern. Hierzu sollte die Kampfgruppe Becker mit einer Panzerkompanie an der Bahn und ostwärts bis zum Bahnwärterhaus 71/2 km südlich Ossuga vorgehen und dort nach Bereitstellung den Wald südwestlich Loshki durchkämmen. Unverantwortlicherweise hatte ein Kommandeur die für den Kampf gegen die feindlichen Tanks so wichtige Panzerkompanie vereinnahmt. Da die Panzerjägerkompanie 18 noch nicht herangekommen war, fehlten der Kampfgruppe Panzerabwehrwaffen.

Bei strahlender Sonne trat das Regiment 18 am 30. November um 7.00 Uhr an. Rollende feindliche Fliegerangriffe hielten die 18er nicht auf. Großer Gefechtslärm von Osten her zeigte an, daß dort harter Kampf tobte. Das Angriffsziel der Russen waren die beiden Dörfer Bol. und Mal.Kropotowo. Beide Dörfer nahm der Feind unter Einsatz von Panzern. In Mal.Kropotowo schloß er die Kampfgruppe Wesche (Regiment 430 der 129. Division) ein. Das II. Bataillon 18, ostwärts der Bahn vorgehend, stieß in Höhe von Mal.Kropotowo auf Gegner mit 3 Panzern, die glücklicherweise ein zufällig eintreffendes deutsches Sturmgeschütz abschoß, kämpfte die Gruppe Wesche frei (vergl. Kämpf der 78. Division) und stieß weiter auf sein Ziel, das oben erwähnte Bahnwärterhaus, vor.

 

Dann, es war bereits 14.30 Uhr und ab 15.00 Uhr begann die Dunkelheit, griffen beide Bataillone 18 nach Nordwesten an und erstürmten sich bis 18.00 Uhr zwei Dörfer westlich der Bahn als Nachtunterkunft. Der Russe floh in den Wald südwestlich Loshki. Ein eigener EisenbahnPanzerzug hatte bei dem Kampf brav geholfen und patrouillierte weiterhin die Bahn ab. Dieser Panzerzug hatte den Auftrag gehabt, aus Ssytschewka auf Ossuga vorfahrend, die Brücke über die Ossuga gegen Sprengung zu sichern. Teile des russischen Kavallerie-Regiments 24 strebten von Süden zur Brücke. Der Panzerzug fuhr durch die Masse des feindlichen Kavallerie-Regiments hindurch, spaltete das Regiment in eine Ost- und eine Westhälfte, zermalmte auf der 30 m hohen, geländerlosen Ossugabrucke dort eingetroffene russische Reiter und wirkte mit seinen 20 Granatwerfern und 24 Maschinengewehren auf seinen Pendelfahrten gegen den Feind. Eine Menge Kriegsgerät darunter eine deutsche Feldhaubitze bildete die Beute des Tages. Die Bahn war freigekämpft, und nachts verkehrten bereits wieder Versorgungszüge. Da die Bahnstrecke aber noch unter feindlichem Fetter lag, konnten am Tage Züge nur bei Schneetreiben und Nebel verkehren, oder weißgestrichene Schienen-Lastkraftwagen mit einigen, ebenfalls weißgestrichenen Waggons.

In den beiden nächsten Tagen durchkämmten die Verbände des General Praun bei scharfer Kälte, knietiefem" Schnee und dichtem Unterholz mühselig die Wälder südwestlich Loshki. Am 3. Dezember erhielt das Regiment 18 von General Praun folgende Orientierung: „Russischer Durchbruch mit massierten Panzerkräften nördlich und südlich Belyj. Kampfgruppe Praun erreicht mit unterstelltem Grenadierregiment 18 im Eisenbahntransport Olenin. Das I. Bataillon 18 bleibt als Korpsreserve und zur Sicherung der Bahn in und südlich Loshki."

 

Der Kampf westlich Rshew

Nur zwei Stunden später, nachdem der russische Stoß nördlich Ssytschewka begonnen hatte, setzte auch bei der 206. Division unter General Hitter im Frontbogen des Mol.Tud ein überausstarkes Feindfeuer auf dem ganzen 42 km langen Divisionsabschnitt ein. Dem Feuer folgten bald Infanterieangriffe mit Panzern gegen den rechten und linken Flügel sowie gegen die Mitte. An allen 3 Stellen gelangen den Russen Einbrüche. Das konnte bei einer Stellung, die sich über 42 km hinzog und nur von einer einzigen, in langen Kämpfen zusammengeschmolzenen Division besetzt war, nicht Wunder nehmen, bestand doch die Stellung nur aus einzelnen Stützpunkten, die oft kilometerweit voneinander entfernt lagen und von denen aus das Zwischengelände nur durch Spähtrupps überwacht werden konnte. Der Einbruch rechts - hier wurde auch das linke Regiment .(451) der 251. Division betroffen - war der gefährlichste, da er bei Ausweiten zum Aufrollen der ganzen Front der 206. Division führen konnte. Der Feindangriff auf dem linken Flügel der 206. Division traf auch den linken Nachbarn, die 253. Division, und führte auch dort zu Einbrüchen. Die russischen Angriffe gegen den rechten Flügel der 251. Division und weiter rechts gegen die 87. Division wurden zurückgeschlagen. Als erster Verband der als Armeereserve zur Verfügung stehen den Division „Großdeutschland" eilte das Kradschützen-Bataillon zur 253. Division und ging dort um 18.00 Uhr ihn Raum Cholmez in Stellung. Es bildete die Reserve für das Regiment 473, das tapfer seine Stellung hielt. Bereits am 27. November abends wurde es wieder herausgezogen und nach Süden in das Lutschessatal in Marsch gesetzt, wo es sich durch tiefen Schnee hinquälte. Ebenfalls am 25. November rückte das 1. Bataillon des Grenadierregiments „Großdeutschland" zum linken Flügel der 206. Division und griff auf der Naht zur 253. Division die beiden von den Russen genommenen Dörfer Knishnikowo und Scharki an. Tiefer Schnee verlangsamte das Vorkommen. Knishnikowo stürmte das Bataillon in schwerem Häuserkampf; der bis in die Nacht andauerte. Vor Scharki blieb der Angriff inzu starkem Abwehrfeuer liegen. Das 111. Bataillon der Grenadiere, die 1. und 3./Panzer-Abteilung und die 111./Artillerie-Regiment von „Großdeutschland" eilten zur Verstärkung heran, um gemeinsam am 26. November den Sturm zu erneuern. Der Gegner leistete sehr starken Widerstand, trotzdem nahmen die tapferen Grenadiere, wirkungsvoll von den Panzern und der Artillerie unterstützt, Scharki und dann noch Wanino Motorino. Dieses Dorf mußte aber infolge Munitionsmangel und eigener hoher Ausfälle bei einem feindlichen Gegenangriff wieder aufgegeben werden. Am 27. November begann um 7.30Uhr erneut der Angriff nachheftiger Artillerie-Vorbereitung. Der Erfolg blieb der tapferen Truppe versagt. Die eigenen Panzer hatten hohe Ausfälle, die Grenadiere wurden zu Boden gezwungen. Daraufhin befahl das XXIII. Korps das Einstellen des Angriffs und Einrichten der gewonnenen Stellung als neue Hauptkampflinie. Das III. Bataillon der Grenadiere blieb in Stellung, während die anderen Teile von „Großdeutschland" (I./Gren.Rgt., Reste der Panzerjäger-Abteilung, 2./Sturmpionier-Bataillon, eine Flakbatterie und die III./Artillerie-Rgt.) als neue Kampfgruppe Köhler für den Einsatz im Lutschessatal vorgesehen wurden. Weiter ostwärts hatten die Russen im Abschnitt der 206. Division den Mol. Tud bei Denesowo überschritten und einen tiefen Einbruch erzielen können. Vorbildlich setzte sich die I. Abteilung des Artillerie-Regiments 206 ein und schoß eine Anzahl der Feindpanzer ab. Zwei Kompanien der 14. mot. Division eilten beschleunigt zur Verstärkung der Panzerabwehr herbei. Schon stand der Gegner vor der 2. Stellung. Gegen ihn ging das Regiment 53 der 14. mot. Division vor, und auch noch ein Bataillon des Regiments 413 der 206. Division wurde herangeholt. Doch der Gegenangriff des Regiments 53 erreichte nicht mehr die 2. Stellung, er lief sich fest, und das Regiment mußte am Nordrand des Waldes nördlich Lissino zur Verteidigung übergehen. Die dann eintreffende Panzerabteilung von „Großdeutschland" kämpfte sich mit überall bewährtem Angriffsschwung und in hartem Kampf Panzer gegen Panzer vor, mußte aber abends das gewonnene Gelände aufgeben, da Infanterie zur Sicherung des Erfolges fehlte. Die Uberlegenheit des Gegners erzwang ein Zurückverlegen der Front in die Linie Saizewo-Urdom-Bruchanowo in der Nacht zum 28. November. Das Dorf Urdom lag auf einer beherrschenden Höhe und bildete den Schlüsselpunkt der neuen Hauptkampflinie. Erbitterte Kämpfe fanden hier am 29. November statt, in denen sich besonders tapfer mit aufopferungsvoller Hingabe Teile der Panzerabteilung und die 3. Kompanie des Sturmpionier-Bataillons „Großdeutschland" schlugen und den Russenangriff stoppten, allerdings unter eigenen schweren Verlusten. Schließlich ging das Dorf trotz des verzweifelten Widerstandes verloren. Das später eintreffende SkiBataillon „Großdeutschland" unter Rittmeister Bartram konnte die Lage nicht mehr ändern. Es wehrte überaus starke russische Angriffe ab und schmolz auf die Hälfte, seiner Stärke zusammen. Dann wurden das Ski-Bataillon und die Panzerabteilung, die bis zum 30. November 25 Feindpanzer abgeschossen hatte, zu ihrer Division „Großdeutschland" entlassen.

In der Nacht zum 29. November ereignete sich beim Zurückgehen einer Stützpunktbesatzung des Regiments 301 ein für die Verzahnung der Fronten typischer Vorfall. Die Russen waren schon weiter nach Süden vorgekommen. Die deutsdic Kompanie marschierte mit einem russisch sprechenden Zivilisten an der Spitze in weißen Tarnanzügen, wie auch der Gegner, nach Süden. In gleicher Richtung rückte eine russische Einheit vor, die die deutsche Kompanie für eine russische Truppe hielt. Infolgedessen kam die Kompanie des Regiments 301 unbehelligt zu ihrem Regiment zurück.

Am rechten Flügel der 206. Division - hier war die gefährdeteste Stelle - trat am 26. November das Regiment 11 der 14. mot. Division mit Teilen der Stellungstruppe um 7.00 Uhr zum Gegenangriff an. Ein hiergegen einsetzender Panzerangriff der Russen verhinderte eine restlose Beseitigung des Einbruches.

Noch am 26. November übernahm die 14. mot. Division den rechten Abschnitt der 206. Division und entlastete sie von diesem Brennpunkt.

Während weiter rechts die 25 1. Division alle russischen Angriffe gegen ihren rechten Flügel (Regiment 459) zum Teil im Gegenstoß abwehrte, blieb die Lage bei ihrem linken Nachbar äußerst gespannt und bildete eine ständige Sorge. Hier hatte die 14. mot. Division durch die ständigen russischen Panzervorstöße große Ausfälle.

In diesen Tagen beobachtete die 6. Division (nördlich von Rshew), wie der Gegner Truppen aus der Front herauszog und sie nach Westen über Bachmutowo in Marsch setzte. Die gleiche Beobachtung machte die 251. Division. Nachts rollten die russischen Fahrzeuge unabgeblendet in langen Kolonnen  nordlich der Wolga nach Westen, um die Angriffseinheiten im Raum der 206. Division zu verstärken.

 

Die Lage der 6. Armee bei Stalingrad wurde bekannt.

Im Raum westlich Rshew gingen die starken Angriffe der Russen mit gleicher Wucht weiter. In hartem Kainpf wurden sie von der 14. mot. Division abgewehrt. Die Division hatte aber derart große Ausfälle, daß das 111. Bataillon des Regiments 451 der 251. Division sie verstärken mußte. Am 3. Dezember verlagerten die Russen ihre Angriffsrichtung etwas nach Osten (rechts) gegen den linken Abschnitt der 87. Division. Hier konnte der Gegner nach einem Feuerschlag südlich der Kokscha-Mündung die Wolga überschreiten und in die vorderste deutsche Stellung eindringen. Das Eis der Wolga trug bereits ein mit vier Pferden bespanntes Geschütz. Auch auf dem rechten Flügel der 251. Division fanden erbitterte Kämpfe gegen feindliche Infanterie und Panzer statt, die für das tapfere Regiment 4599 unter Oberst Fischer erfolgreich endeten.

Bei schönem Sonnenwetter und minus 8 Grad konnten am 4. Dezember die Russen ihre Erfolge vom Vortage etwas er weitern, dagegen schlugen die Regimenter 459 und 451 attd'i weiter alle Angriffe ab, schossen die auf den Panzern aufgesessene russische Infanterie herunter und vernichteten 7 Panzer. Auch am 5. Dezember hielt die 251. Division standhaft ihre alte Hauptkampflinie. Nur bei dem Grenadierregiment 451, das mit einem Bataillon und einer Schwadron derSchnellenAbteilung251 eine Stellung von fast 5kmLänge verteidigen mußte, gelang dem Gegner ein kleiner Einbruch. Mit Sorge sah die 251. Division auf ihre rechte Flanke, wo die Russen noch immer diesseits der Wolga standen. Das XXVII. Korps (General Weiß) unterstellte nunmehr der 251. Division den eingedrückten Flügel der 87. Division mit allen dort liegenden Truppen.

Alle Tage Kampf! Gleich nach Hellwerden am 7. Dezember brach der Gegner wieder gegen das Regiment 451 und weiter links gegen die 14. mot. Division vor, die die beiden Dörfer Kondrakowo Lind Gontschuki verlor, während das Regiment 451 mit seinem I. Bataillon, seiner 6. Kompanie und der 2. Schwadron der Schnellen Abteilung 251 sowie zwei Sturmgeschützen, die hervorragend mitwirkten, standhaft seine Stellung hielt. Am 8. Dezember wieder harter Kampf! Bis Mittag hatte das Regiment 451 bereits 3 Angriffe abgeschlagen und 3 Feindpanzer zur Strecke gebracht. Aber die Lage bei der 14. mot. Division war noch bedrohlicher geworden. Sie wurde der 251. Division unterstellt, um die durcheinandergewürfelten Verbände beider Divisionen zu ordnen. General Burdach, der Kommandeur der 251. Division, griff energisch ein, befahl eine neue Hauptkampflinie, die nunmehr einigermaßen gerade verlief, und schuf dadurch die Voraussetzung für den weiteren Abwehrkampf.

Am 9. Dezember übernahm Oberstleutnant v. Recum, der Kommandeur der Schnellen Abteilung 251, den ehemaligen Abschnitt der 87. Division auf dem rechten Flügel der 251. Division. Rechts lag Hauptmann Sauermilch mit Resten des Pionier-Bataillons 187 und 251, in der Mitte Hauptmann Sopha (arn 11. 12. gefallen) mit Resten des Ski-Bataillons 87 und links Rittmeister Schwieger mit Radfahr-Bataillon 72 und 72. Divison, dann folgte die 10. Kompanie 428 der 129. Division (ab 12. 12.) und die 1. Schwadron der Schnellen Abteilung 251. Es war also eine recht bunt zusammengewürfelte Kampfgruppe, die v. Recum in äußerst schwieriger Lage zu übernehmen hatte. Vom 9. bis 12. Dezember hat diese Kampfgruppe im ganzen 37 Angriffe der russischen 380. und 375. Schützendivision sowie der 59. Skibrigade, oft im Gegenstoß, abgewehrt, die übernommene Stellung restlos gehalten, 3 Offiziere und 118 Mann gefangen genommen und als Beute 41 Maschinenpistolen, 11 leichte, 2 schwere Maschinengewehre und 6 Panzerbüchsen eingebracht.

Auf tief verschneiten Wegen, die Fahrzeuge mußten öfter freigeschaufelt werden, traf am 11. Dezember der aus dem Lutschessa-Tal herangeholte Oberst Becker, Kommandeur des Grenadierregiments 18 der 6. Division, um 9.30 Uhr auf dem Gefechtsstande der 14. mot. Division in Wolkowo ein. Dies war der dritte Einsatz des Regiments 18 in der Winterschlacht um den Block der 9. Armee. Die Orientierung, die Oberst Becker erhielt, lautete etwa : „Der Russe ist durch die alte Hauptkampflinie durchgebrochen und hat Gontschuki genommen. Zur Zeit verläuft die Hauptkampflinie von Ussowo zur Nordspitze des Waldes ostwärts Gontschuki - an den Waldrändern ostwärts, südlich, westlich und nordwestlich Gontschuki, dann weiter nach Norden um Saizewo herum. Es ist dem Gegner gelungen, von Gontschuki nach Südwesten in das Waldgebiet etwa 2 km tief hineinzustoßen. Dieser Feind ist mehrere hundert Mann stark und besitzt Panzer. Der Führer heißt nach aufgefangenen Funksprüchen Nikitin und steht dauernd mit dem draußen führenden Doroschenko durch Funk in Verbindung. Die Hauptkampflinie ist geschlossen. Die durchgebrochene Feindgruppe ist nach Westen vor den Gefechtsständen der Artillerie und Infanterie durch die Kradsdiützen 54, durch Artilleristen und eine Baukompanie 57 abgeriegelt. Das 1. Bataillon 18 ist seit 2 Tagen zur Schließung der Lücke westlich Gontschuki eingesetzt, wo der Gegner weiter versucht, durch Angriff die Verbindung mit Nikitin herzustellen. Im Anschluß an das 1. Bataillon 18 sind Reste von 14 verschiedenen Einheiten eingesetzt, die im Laufe der Einbruchsgefechte hier hineingeworfen wurden und nur noch geringe Gefechtsstärken haben. In diesem Raum, dem Kommandeur des Regiments 11 unterstellt, führt zur Zeit Oberstleutnant v. Lindeiner-Wildau, Kommandeur des I. Bataillon 18. Die Division beabsichtigt gegen Nikitin nichts zu unternehmen, da die vorhandenen Kräfte zur Abwehr der Angriffe von außen eingesetzt werden müssen." Eine wirklich „wundervolle" Lage für den eintreffenden Kommandeur des Regiments 18. Aber Oberst Becker war ein alter, erfahrener und bewährter Regiments-Kommandeur. Er gliederte seinen Abschnitt nach Einsatz seines II. Bataillons wie folgt: Inm Anschluß an das rechts liegende Ski-Bataillon „Großdeutschland" kam das II. Bataillon 18 südlich Gontschuki - dann das 1. Bataillon 18 westlich Gontschuki - weiter die Gruppe des Oberleutnants Wolperding mit Teilen verschiedener Einheiten der 206. Infanterie- und der 14. mot. Division nordwestlich Gontschuki. Nachbar links war das Pionier-Bataillon der 14. mot. Division. Bereits um 18.00 Uhr am 11. Dezember übernahm Oberst Becker den Befehl in seinem Abschnitt, der artilleristisch von der II. Abteilung des Artillerie-Regiment 14 unterstützt wurde. Der mittelste Abschnitt (I./18) erschien der gefährdeste, da ein vorspringendes Waldstück den beabsichtigten Durchbruch des Gegners begünstigte. Sehr starkes Granatwerfer- und Artilleriefeuer lag auf dem ganzen Abschnitt. In der Nacht zum 12. Dezember ließ Oberst Becker T-Minen in die Panzerspur, auf der Nikitin durchgebrochen war, verlegen. Diese Maßnahme bewährte sich sehr schnell. Bald versuchten 2 Panzer von Nikitin nach Nordosten durchzubrechen und fuhren auf die T-Minen. Nahkampftrupps vernichteten sie dann restlos. Tagsüber lag starkes feindliches Feuer auf dem Abschnitt, dem ein Angriff auf der Naht zwischen dem II. und I. Bataillon 18 folgte. Er wurde abgewiesen. Reger feindlicher Funkverkehr zwischen außen und innen zeigte an, daß Nikitin nach Nordosten durchbrechen und Doroschenko mit zugesagten Verstärkungen Nikitin entgegen angreifen sollte. Die Krisis in diesem Abschnitt nahte. Die eingesetzte Truppe hatte es wieder sehr schwer, im verheerenden Granatwerferfeuer lagen die Männer ohne Stellung im Schnee bei hartgefrorenem Boden. Die Hauptkampflinie verlief, durch die Kämpfe der Vortage bedingt, äußerst ungünstig. Waldstücke behinderten das Schußfeld und zur eigenen Truppe vorspringende Waldnasen geCtatteten dem Feind, sich dicht vor unserer Linie zum Angriff bereitzustellen. Mit Eifer versuchten die Schützen in den Boden zu kommen. Schanzzeug fehlte, kameradschaftlich stellte es das Bau-Bataillon 57 zur Verfügung. Fleißig wurden spanische Reiter eingebaut und in den Angriffsschwerpunkten Minen verlegt. Der 13. Dezember brachte den erwarteten Angriff. Um 9.45 Ulu begann das feindliche Artilleriefeuer zunächst schwach, verstärkte sich laufend und schwoll ab 13.20 Uhr zu ungeheurer Stärke an. Die Schlacht tobte, und die Erde, mit einem Wirbel feuriger Eisenteile zugedeckt, erzitterte: Die Russen unter Doroschenko griffen das Bataillon Wolperding und das 1. Bataillon 18 an. Mehrere Angriffe folgten. Alles schoß, was aus den Rohren und Läufen hinausging, und der feindliche Durchbruchsversuch brach zusammen. Aber während noch die standfesten Landser gegen den Feind von vorn kämpften, brach plötzlich Nikitin von hinten gegen den Gefechtsstand des I. Bataillons 18 los. Eine Zeitlang hielt der Stab in verbissenem Kampf den Feind auf. Als nun jedoch gleichzeitig ein Panzerangriff und Einbruch von vorn und der Durchbruch mit Panzern von hinten einsetzte, zersplitterte das nach zwei Seiten ringende I. Bataillon 18. Die Kampfgruppe 18 und das Kradschützen-Bataillon 2 der 2. Panzer-Division eilten zu Hilfe und gewannen mit den Resten des I./18 (59 Mann) um 19.30 Uhr die alte Hauptkampflinie wieder. Die Eiterbeule war geplatzt, allgemeine Erleichterung! Nikitin wollte nur ausbrechen. Das hatte er geschafft. Ein Glück, daß er nicht mit dem von vorn eingebrochenen Feind die Stellung auf rollte.

Der 14. Dezember brachte erneut schwere Kämpfe. Bei stärkstem Granatwerfer- und Artilleriefeuer folgte ein Panzerangriff dem anderen gegen das I. Bataillon 18, gegen die Gruppe Wolperding und gegen die neu gebildete Gruppe Sparrer. Einbruch und Gegenstoß lösten sich ab. Wie an allen Tagen unterstützte die II. Abteilung des Artillerieregiments 14 durch ihr wendiges Feuer in hervorragender Weise den Kampf und orientierte durch ihre ausgezeichneten, einsatzbereiten Beobachter laufend Oberst Becker. Die Stellungstruppe, das Kradschützen-Bataillon 2, die Panzer und Sturmgeschütze sowie alle anderen Waffen erreichten durch ihren harten, entschlossenen Kampfwillen, daß alle Einbrüche bis auf eine kleine Einbuchtung, in der der Gegner zu stark war, beseitigt wurden. Diese letzte Beule stürmte Hauptmann Petri mit seiner letzten Kompanie, 4 Panzern und 2 Sturmgeschützen am 15. Dezember um 7.00 Uhr, warf den Gegner über die alte Hauptkampflinie hinaus und richtete sich hier zur Verteidigung ein.

 

Angriffe gegen Wolperding und Sparrer, der verwundet wurde, wiesen die Einheiten im zähen Kampf ab, ebenso rechts gegen das Grenadierregiment 451 der 251. Division. Diese 251. Division hatte in dieser Winterschlacht brav ihre Pflicht getan - wie immer - und nie versagt. Ihre Härte, ihr Standhalten und Ausharren in schwersten Kämpfen war über alles Lob erhaben. Die Panzervorstöße der Russen unter der üblichen starken Feuervorbereitung gingen weiter. In erbittertem Nahkampf schlug die Truppe den Feind zurück.

Vom 18. Dezember ab konnte man ein Nachlassen der feindlichen Angriffe und Feuertätigkeit beobachten. Die Angriffskraft der Russen war gebrochen. Alle eingesetzten Truppen waren völlig erschöpft, oft schliefen die Männer neben dem sie kontrollierenden Vorgesetzten ein. Nur Härte konnte sie zum eisernen Durchhalten zwingen. Nachts Stellungsbau, um in die Erde zu kommen und dadurch die Verluste zu verringern, und volle Besetzung bei der langen Dunkelheit (15.00 - 6.00 Uhr) forderte bei den schwachen Kräften das Letzte von der Grabenbesatzung. Und dann kam am Tage der Kampf und das starke und ununterbrochene Feindfeuer. Dazu wechselte die Temperatur ständig. Bei feuchtem Wetter saugten die Filzstiefel am Tage die Nässe auf, und nachts froren die Stiefel den Männern an den Füßen zu Eis.

Als am 25. Dezember endlich das Regiment 18 zu seiner Division zurückkehrte, hatte es in der Winterschlacht 13 Offiziere und 407 Unteroffiziere und Mannschaften verloren.

 

Das Ringen im Lutschessa-Tal nördlich Belyj

Auch im Lutschessa-Tal hatten die Russen am 25. November ihre Offensive angesetzt. Sie hatten dort im Abschnitt der 86. Division einen Einbruch erzielt. Die Lage war ungeklärt. Bis Griwa (19 km südwestlich Olenin) hielt die Kampfgruppe Lindemann der 110. Division, dann bog die Front nach Osten ab, wo noch Teile der 110. Division standen. Zu den nächsten Stützpunkten der 86. Division bei Karskaja und Malinowka klaffte eine Lücke von etwa 4 km, die dem Gegner ungehinderten Vormarsch nach Osten freigab.

Das II. Bataillon der Grenadiere von „Großdeutschland", noch am Abend des 25. November alarmiert, marschierte am 26. November zum Lutschessa-Tal und stieß 5 km ostwärts der alten Hauptkampflinie in der Gegend Tarchowo-Staruchi auf zunächst schwachen Feind. Am 27. November setzten sehr starke Feindangriffe mit Panzern gegen das isoliert stehende 11. Bataillon ein, das sich hartnäckig zur Wehr setzte. Die auf dieses Kampffeld eilende 1. Kompanie der Sturmpioniere „Groß-deutschland" griff in Richtung Südwest an, verengte die Lücke (Staruchi-Ladyshino) zur 86. Division und hielt ihre Stellung im erbitterten Nahkampf gegen einen weit überlegenen russischen Angriff mit 25 Panzern.

Die im Anmarsch in das Lutschessa-Tal befindliche, neu zusammengestellte Kampfgruppe Köhler von „Großdeutschland" erhielt den schweren Auftrag, einen weiteren Durchbruch des weit überlegenen Feindes nach Osten zu verhindern und die Verbindung zur 86. Division herzustellen. Am 29. November traf die Kampfgruppe Köhler gerade ein, als feindliche Panzer gegen das II. Bataillon Grenadiere vorroilten,,zum Teil durch die dünnen Linien fuhren und von hinten in die Löcher hineinschossen. Aber das Bataillon hielt. Das I. Bataillon Grenadiere und einige vorhandene 5-cm-Pak brachten Entlastung, obgleich die 5-cm-Pak gegen die T 34 und KW I kaum Wirkung hatten und verschiedene Geschütze überrollt wurden. Durch Beschuß der 8,8-cm-Flak, der Artillerie und durch Nahkampf mittel konnten 15 Feindpanzer außer Gefecht gesetzt werden. Mittags brachen feindliche Panzer durch den nördlichen Stützpunkt Karskaja der 86. Division und fuhren, ohne Widerstand zu finden, nach Osten und Norden vor.

Äußerst schwere Kämpfe hatten die Einheiten von „Groß-deutschland" gegen zahlen- und materialmäßig weit überlegenen Gegner zu bestehen. Gegen Staruchi brachen 40 Panzer vor. Hier griff die Kampf gruppe Warschauer (1. und 2./Sturmpioniere) ein und verhinderte im erbitterten Ringen, allerdings unter eigenen schweren Verlusten, den Durchbruch der Russen. Die gleichen zähen und verlustreichen Nahkämpfe fanden auch bei dem 11. Bataillon Grenadiere statt, das am Abend auf die Kampfstärke eines verstärkten Zuges zusammengeschrumpft war. Unsägliches hatte der Grenadier, der Pionier, der Artillerist und der vorgeschobene Beobachter in Eis und Schnee in vorderster Linie kämpfend zu ertragen. Um die entstandenen Lukken wenigstens etwas aufzufüllen, bildete man nach „Auskämmaktionen" beiTrossen undVersorgungseinheitenAlarmeinheiten und setzte sie ein. Das I. Bataillon Grenadiere löste man heraus und setzte es weiter ostwärts ein, um dem Gegner den Weg zu der Nachschubstraße Belyj - Olenin zu verlegen.

Nach russischen Vorstößen und Feuerüberfällen trat am frühen Morgen des 30. November der Gegner erneut zum Angriff an. Ein Angriff folgte dem anderen, jedem Einbruch folgte der Gegenstoß, so ein besonders schneidiger durch die Sturmpioniere unter Oberleutnant Warschauer, der Bogorizkoje wiedernahm. Überall Angriffe! Krisenreiche Stunden! Das I. Bataillon Grenadiere wurde in Ssmolkowo eingeschlossen und konnte sich nur mit Mühe nach Gorowatka durchschlagen. Das unterstellte III. Bataillon 216 der 86. Division verlor alle Offiziere, erkämpfte aber sich trotzdem die Vereinigung mit den Grenadieren. Wieder war ein Loch nach Osten für die Russen frei. Von der 110. und 253. Division eilten Verstärkungen an Infanterie, Artillerie und Panzerabwehrwaffen herbei.

Und dann kam der 1. Dezember, der der schwerste Kampftag für die Division „Großdeutschland" in diesem Kampfraum werden sollte. Mit Hellwerden griffen nach besonders starker Feuervorbereitung 3 russische Divisionen die ganze Front von ostwärts Griwa nach Südosten (Bogorizkoje - Bol. Borjatino) an. Das I. Bataillon 252 der 110. Division traf ein und besetzte südlich des I. Bataillon Grenadiere die Linie ostwärts Koronewka - Galischkino - Bol. Borjatino. Die russischen Angriffe richteten sich : 7.00 Uhr gegen Bol. Borjatino, 8.30 Uhr gegen Bogorizkoje und ostwärts, zur gleichen Zeit gegen Gorowatka, und 10.00Uhr gegen Bogorizkoje. Um 15.00 Uhr folgten dort zwei weitere Angriffe. Die Russen erzielten Einbrüche und kamen vorwärts, wenn auch die eigenen Pak Feindpanzer zusammenschossen. Trotz erbitterter Nahkämpfe, bei denen sich Major Lorenz mit seinen Sturmpionieren besonders hervortat, konnte der Gegner nicht aufgehalten werden. Schneestürme nahmen fast jede Sicht und verhinderten den Einsatz der angeforderten Sturzkampfbomber.

Das XXIII. Korps schickte das II. Bataillon 473 der 253. Division (nur 5 Offiziere und 127 Unteroffiziere und Mannschaften stark) und die 10./Flak-Regiment 4 zur Verstärkung in das Lutschessa-Tal. Aus dem Raum Belyj eilte die Sturmgeschütz-Abteilung „Großdeutschland" heran. Im Abschnitt des Oberst Köhler, Kommandeur des Grenadierregiments „Großdeutschland", erzwangen die Russen mehrere Einbrüche und auch Durchbrüche einzelner Panzer mit aufgesessener Infanterie. Etwa 8 Russenpanzer griffen Gorowatka und die kleine Höhe dahinter an. Hier hatte Oberst Köhler seinen Gefechtsstand. Dieser in jeder Lage und in vielen Gefechten äußerst bewährte Kommandeur fiel hier durch einen Granatwerfersplitter tödlich getroffen. Standhaft kämpften die Grenadiere weiter und hatten schreckliche Verluste, so daß die Hauptkampflinie nur aus einzelnen Maschinengewehrnestern bestand. Trotz heftigster Gegenwehr war die deutsche Front zurückgedrückt. Erneut wurden die Trosse durchkämmt und die dadurch herausgezogenen Kräfte dem I. Bataillon Grenadiere zugeführt. Major Lorenz übernahm das Grenadierregiment und brachte das Regiment durch sein Vorbild, durch seine tapfere, klare und umsichtige Führung zu fester Haltung, die durch den Tod ihres verehrten Kommandeurs gelitten hatte. Vier aus dem Raum Belyj eintreffende Sturmgeschütze gaben der Truppe für die kommenden Tage Sicherheit und Zutrauen. Noch in der Nacht befahl die Division „Großdeutschland" die Einnahme einer verkürzten Abwehrlinie, die von Griwa in allgemeiner ostwärtiger, dann in südostwärtiger Richtung verlief und südlich Now. Bojarschtschina Anschluß an die 86. Division fand.

Der graue Morgen des 2. Dezember brach an und bereits um 7.00 Uhr begannen erneut die russischen Angriffe. Russenpanzer rollten gegen das 11. Bataillon Grenadiere in Richtung Belikowo vor. Weiter ostwärts zielte der feindliche Panzerangriff gegen die Sturmpioniere und das I. Bataillon Grenadiere auf Kusowlewo. Verzweifelt wehrten sich die schwachen Stützpunkte, auf die ein erbarmungsloses Granatfeuer niederprasselte. Die tapferste Gegenwehr half nichts, einzelne Feindpanzer mit aufgesessener Infanterie brachen durch. Das 1. Bataillon Grenadiere wurde in Kusowlewo eingeschlossen, verteidigte sich mit zäher Wut, bis ein Gegenangriff unter Major Lorenz es am Abend herausschlug. Südlich der Lutschessa stießen starke Feindkräfte, ebenfalls mit Panzern, um 9.00 Uhr gegen das I. Bataillon 252 vor, um den Durchbruch nach Osten zu erzwingen. In erbitterten Nahkämpfen drückte der Gegner das Bataillon äuf Chudulicha zurück. Schon schlugen Granaten auf die nur noch 2 km entfernte Rollbahn Belyj-Olenin ein, die für die Versorgung der südlich stehenden Kräfte dringend gebraucht wurde.

Die Truppe, durch schwere Verluste dezimiert, war durch die Kampfanstrengungen, durch Kälte und Schneestürme, den Wach- und Arbeitsdienst restlos ausgepumpt, ermüdet und überfordert. Es fehlten Reserven, die aber nirgends zur Verfügung standen.

Weiter ging der Kampf im Lutschessa-Tal, wo die Russen am 3. Dezember erneut unter schier unerschöpflichem Einsatz an Menschen und Material angriffen und Geländegewinne erzielen konnten. Die Gruppe Lindemann der 110. Division mußte dem übermächtigen Feinddruck weichen und kämpfte sich auf der Linie Kornilowka - Mal. Iwranowka - Punkt 249,1 zurück, wo sie Anschluß an das II. Bataillon Grenadiere (Pysino - Lonow) gewann. Das gleiche harte Ringen fand im Raum Kusowlewo statt. Von 14, Feindpanzern vernichteten die deutsche Panzerabwehr und Panzer-Nahkämpfer 13. Bei Chudulicha brach der feindliche Ansturm vor dem I. Bataillon 252 blutig zusammen. Überall griff die feindliche Luftwaffe mitBomben und Bordwaffenbeschuß in den Kampf ein, aber auch die deutschen Flieger waren sehr tätig und erzielten am 4. Dezember gegen feindliche Bereitstellungen gute Erfolge.

Unter den herangeholten deutschen Verstärkungen befand sich auch die Kampfgruppe des Generals Praun, die aus ihrem Einsatz bei Ssytschewka herangefahren wurde. Am 4. Dezember erfolgte die Verladung der Gruppe Becker, Kommandeur des Grenadierregiments 18, auf dem Bahnhof Ossuga, zum Teil auf .Bahnhof Papino, da Ossuga unter starkem feindlichen Beschuß lag. Dem Regiment 18 wurde von General Praun außer seinem II. Bataillon unterstellt: das Krad-Schützenbataillon 2 (Hauptmann Petri) der 2. Panzer-Division für das, im Raum Ossuga zurückgelassene I. Bataillon 18, ferner 3 Panzer und 2 Sturmgeschütze. Die artilleristisch Feuerunterstützung übernahm die 11./Artillerie-Regiment „Großdeutschland". Die Kampfgruppe Becker sollte den westlich Kostrizy stehenden Feind, der auch über Panzer verfügte, durch Angriff von der Rollbahn Belyj-Olenin nach Westen zurückwerfen. Die Stellungstruppe, Regiment 252 der 110. Division, hatte sich dem Angriff anzuschließen.

Am Sonntag, den-6. Dezember, wurden die Fußteile des Regiments 18 auf Lastkraftwagen der Division „Großdeutschland" nach Kostrizy gefahren. Dort erfolgte um 4.00 ;Uhr die Bereitstellung. Der Angriff, auf Überraschung des Gegners fußend, sollte ohne ArtillerieVorbereitung erfolgen. Bedauerlicherweise machte unvorsichtiges Verhalten der Stellungstruppe den Gegner aufmerksam, der mit Granatwerfern schoß. Unnötige Verluste entstanden. Der Gegner funkte: „Kleine Feindgruppe in Chudulicha". Die Bereitstellung hatte er also nicht erkannt. In einem kleinen Unterstand saßen zusammengedrängt General Praun mit Ordonanzoffizier und Dolmetscher, der Regimentsstab 18 und 252, der Bataillonsstab 1./252 und ein Artillerie-Verbindungskommando.

Die links zur Umfassung angesetzten Kradschützen quälten sich langsam und mühsam durch den „Urwald" vor. Die Zeit verstrich, von den Kradschützen war noch nichts zu merken, da genehmigte General Praun das Antreten des II. Bataillon 18. Das Kriegstagebuch des Regiments 18 berichtet: „Als der Bataillons-Gefechtsstand Stellungswechsel nach vorwärts machen wollte, erhält der bewährte Bataillonsführer, Oberleutnant Boehmer, den tödlichen Granatsplitter. Oberleutnant Hellweg, Chef der 6. Kompanie, übernimmt die Führung des Bataillons. Der Gegner wehrt sich hartnäckig in ausgebauten Feldstellungen. Nest um Nest muß stoßtruppartig vernichtet werden. Als das Bataillon die ersten Häuser von Now. Bojarschtschina erreicht, beginnt der Angriff der Kradschützen anzurollen. Der Gegner im Waldzipfel südlich des Dorfes ist jedoch so stark, daß die Kradschützen nicht planmäßig dem II. Bataillon zu Hilfe kommen können. In diesem Augenblick erfolgt auf das Bataillon im Dorf ein feindlicher Panzerangriff, der von den mitangreifenden eigenen Panzern und Sturmgeschützen zerschlagen wird. Der Feind beginnt zu weichen und wird aus dem Dorf nach Südwesten herausgeworfen. Regiments-Befehl : „II. Bataillon stößt weiter durch und setzt sich in den Besitz von Galischkino." Da die Kradschützen noch nicht heran sind, greift die Masse des Bataillons unter Hellweg Galischkino an, während die 7. Kompanie mit einem Sturmgeschütz unter Leutnant Foese auf Bol. Borjatino vorstößt. Der Russe funkt: „Feind hat Panzer angesetzt, erbitte Ihre Panzer." Antwort: „Sie kennen die Lage, wehren Sie sich mit eigenen Kräften." An den beiden Straßen wird Feindpanzer um Feindpanzer abgeschossen. Alle Panzer und Sturmgeschütze haben sich verschossen, bis auf einen Panzer, der noch eine Panzergranate hat. Unter Zusammenraffung aller Teile stößt Oberleutnant Hellweg mit diesem einen Panzer auf Galischkino vor. Der Berg von Galischkino wimmelt von Hunderten von Russen. Ein T 34 kommt von Galisdhkino (das Dorf existiert nicht mehr) die Höhe herauf undgreift das Bataillon an. Glücklicherweise trifft ihn die letzte Panzergranate und setzt ihn außer Gefecht."

„Hellweg erkennt, daß eine Verteidigung während der Nacht auf der vollkommen offenen Höhe von Galischkino ausgeschlossen ist, zumal Nachbar rechts und links noch nicht auf gleicher Höhe sind, und geht mit Einverständnis des Regiments-Kommandeurs auf den Waldrand zurück. Hier richten sich die Einheiten, rechts I. Bataillon 252, Mitte II. Bataillon 18, links Kradschützen-Bataillon 2 zur Verteidigung ein. Die Kradschützen müssen ihren linken Flügel zurückbiegen und ihre Flanke besonders sichern, da links erst nach 15 km der nächste deutsche Anschlußmann kommt. Der Erfolg des Tages ist groß. Die beiden Wege zeigen das Trümmerfeld einer typischen Rückzugsstraße. 19. Feindpanzer sind abgeschossen, 18 Lastkraftwagen, 14. Pak, 2 Tanketten, 5 schwere Maschinengewehre und eine große Anzahl an Handfeuerwaffen und Gerät teils vernichtet und teils erbeutet. Der Gegner ist durch diesen Gegenangriff an einem weiteren Durchstoß gehindert und von der Rollbahn Belyj-Olenin auf 6 km Abstand zurückgeworfen. Außer 20 Gefangenen hat'der Feind 350 gezählte Tote verloren. Die eigenen Verluste betragen 9 Tote und 41 Verwundete, das bedeutet bei den eigenen Kampfstärken den Ausfall einer starken Kompanie."

„Das schwierigste ist nunmehr das Einrichten zur Verteidigung. In der Hauptkampflinie befindet sich weder ein Dorf noch bietet der tiefverschneite Winterwald irgend eine Möglichkeit zur Unterkunft oder zum Erwärmen für die Männer. Es ist bitter kalt, der Boden ist gefroren. Obgleich die Truppe sehr übermüdet ist, kann wegen Erfrierungsgefahr niemand schlafen:In fieberhafter Arbeit werden Schneehütten gebaut. Feuer darf aus Tarnungsgründen nicht gemacht werden. Großes Schanzzeug fehlt, mit dein kurzen Infanterie-Spaten ist die Arbeit äußerst schwierig. Trotzdem ist die Stimmung ausgezeichnet, denn in kurzer Zeit hat das Regiment zum zweiten Mal einen schönen Erfolg er. zielt." Soweit das Kriegstagebuch des Regiments 18.

Am nächsten Tage (7. 12.) griff der Gegner um 6.30 Uhr das 11. Bataillon und die Kradschützen an. Der Angriff wurde abgewehrt. Russischer Funkspruch: „Warum können Sie nicht halten? Gestern ist doch der neue Wirt gekommen. Arbeitet er noch nicht mit?" Antwort: „Die Wirtschaft ist noch nicht vollständig." Neuer Befehl: „übermitteln Sie ihm, ich werde ihm dafür den Kopf abschlagen."

Weitere Angriffe der Russen folgten trotz seiner hohen Verluste. Feindliche Bereitstellungen konnten durch die sehr tätige Artillerie-Abteilung „Großdeutschland" und durch Infanteriegeschütze zerschlagen werden. Auch weiter nördlich gegen die Division „Großdeutschland" vorgetragene russische Panzerkeile wurden abgewehrt. Hier im Lutschessa-Tal hatte die Division „Großdeutschland" 120 Feindpanzer vernichtet. Der Eindruck verstärkte sich, daß die Angriffskraft der Russen gebrochen war. Eigene Luftaufklärung stellte Ost-Westbewegung von feindlichen motorisierten Kräften fest.

Am 10. Dezember rief um 16.45 Uhr General Praun Oberst Becker an und orientierte: „Neue Lage. Regimentsstab 18, Regimentseinheiten und II./18 werden noch heute zu neuem Einsatz im Einbruchsraum nördlich Olenin mit Lastkraftwagen der Division ,Großdeutschland" zur 14. mot. Division (General Krause) abtransportiert und unterstellt. Eile geboten. 1./18, bisher im Raum Ossuga, wird zugeführt. Kradschützen-Bataillon 2 tritt unter den Befehl des Grenadierregiments 252 (Oberst Huch). Uber Einsatz des Regiments 18 dort s. Seite 66 ff. Aber noch war nicht Ruhe im Luschessa-Tal. Zeitweise lag schweres Artilleriefeuer auf den Stellungen und auch Stoßtruppvorstöße des Feindes fanden statt, die aber alle abgewehrt wurden. Eifrig arbeitete die Truppe am Ausbau der Stellung, um Schutz gegen die Kälte und gegen Feindbeschuß zu erhalten. Als in der zweiten Dezemberhälfte zur 12. Panzerdivision die Kampfgruppe Hertwig der 20. Panzerdivision und auch die Kampfgruppe Kahsnitz, Füsilierregiment „Großdeutschland", das Lutschessa-Tal erreicht hatten, fanden mehrere Angriffe statt, um eine brauchbare Verteidigungslinie zu gewinnen. In erbitterten Kämpfen am 21., 30. und 31. Dezember wurde das erstrebte Ziel erreicht.

Der Einbruch der Russen südlich Belyj

Bereits am 31. Oktober hatte die 9. Armee zur Abwehr des russischen Angriffs aus der Division „Großdeutschland" die Kampf gruppe Kahsnitz gebildet, sie in die Gegend nordostwärts Belyj verlegt und dem XXXXI. Panzerkorps (General Harpe) unterstellt. Die 1. Panzer-Division war am 9. November aus ihrer Stellung ostwärts Ssytschewka herausgelöst worden, erreichte den Raum von Andrejewskoje (30 km südwestlich Ssytschewka) und rückte weiter in Richtung Wladimirskoje vor. Am 25. November begann auch südlich Belyj die russische Offensive. Zwei motorisierte russische Elitekorps warfen den Südflügel der 246. Division und die ganze 2. Luftwaffen-Felddivision, rissen die Front zwischen Ssimonowka-Demaschi auf und erzielten in diesem Abschnitt den tiefsten Einbruch nach Osten. Alle Nachrichtenverbindungen fielen aus, Schneestürme jagten über das Gelände, und zunächst bestand keine Klarheit über den Kampf. Die hier schon an und für sich gespannte Lage wurde durch die sehr aktiven Partisanen in diesem großen „Urwald"-Gebiet noch bedrohlicher.

Die alarmierte Kampfgruppe Kahsnitz sollte am 26. November in den Kampf südlich Belyj eingreifen. Die Kampfgruppe v. Wietersheim der 1. Panzer-Division rückte ebenfalls dorthin, während die Kampfgruppe von der Meden der gleichen Division den Auftrag erhielt, an der Natscha sich dem russischen Vordringen vorzulegen. Inzwischen rollten die Panzer der Russen weiter vor, um ihren Erfolg nach Osten und Norden zu erweitern.

Bis Popowo (4 km südwestlich Belyj) war die alte Hauptkampflinie noch in deutscher Hand, dann bog die Verteidigungslinie nach Osten ab. Davor hielt tapfer ein Bataillon der 246. Division den Ort Budino. Dort ließ sich Oberst Kahsnitz über die Lage orientieren. Seine Kampfgruppe, der 1. Panzer-Division unterstellt, sollte am 26. November nach Südwesten angreifen und die alte Hauptkampflinie (Ssimonowska-Klemjatin) wiedernehmen. Dieser Angriff wurde verschoben, da die stark massierte feindliche Artillerie ausgezeichnete Beobachtungsmöglichkeit in das von den Kahsnitz Füsilieren zu durchschreitende Gelände hatte. Während sich noch Oberst Kahsnitz in Budino orientierte, erfolgte ein Angriff des Gegners, der zu einem Einbruch führte. Sofort machte das 1./Füsilierregiment einen Gegenstoß und warf die Russen zurück. Ein erneuter feindlicher Angriff mit Panzern um 21.00 Uhr lief sich an einem dort ausgehobenen Panzergraben fest, kostete aber dem 11./Füsilierregiment Verluste.

Das von einem Sonderauftrag am 27. November früh zurückgekehrte Ill. Bataillon der Füsiliere griff ostwärts Budino nach Süden an, um eine durch das Ausweichen einer Alarmeinheit entstandene Lücke zu schließen. Der Gegner wehrte sich, unterstützt von seinen Panzern, hartnäckig. Mehrere Stunden dauerte der Kampf bei Nebel und Schneetreiben, bis der Angriffsschwung der Füsiliere den Russen zum Weichen brachte. Die Füsiliere stürmten Morossowo und schlossen die Lücke. Inzwischen war die russische 35. Panzerbrigade etwa 20 km über die alte Hauptkampflinie vorgedrungen (bis Skerino, 12 km südostwärts Belyj) und näherte sich dem Natscha-Fluß, den die herangeeilte Kampfgruppe v. d. Meden in weiter Aufstellung (Koweltschina-Komary) zu sperren versuchte. Die fest zugefrorene Natscha bildete leider kein Panzerhindernis mehr. Am 28. November mittags trat die Kampfgruppe Kahsnitz zu dem beabsichtigten Angriff zum Gewinnen der alten Hauptkampflinie an. In dem Augenblick aber, in dem das 11. Bataillon der Füsiliere aus seiner Stellung heraustrat, brach ein so gewaltiges Tromrnelfeuer auf das Bataillon herunter, daß es innerhalb von 20 Minuten zerschlagen war. Nur einzelne Männer kamen bis vor die russische Stellung, wo sie niedergeschossen wurden. Alle Offiziere fielen aus, nur einige Leute kamen mit dem verwundeten Ordonnanzoffizier zurück. Das rechts rückwärts angreifende I. Bataillon der Füsiliere nahm schnell einen Teil der alten Hauptkampflinie, dann ging es nicht weiter vor, da das II. Bataillon ausgefallen, der feindliche Feuerwirbel zu stark und der Widerstand des Gegners nicht zu brechen war. Bei dieser aussichtslosen Lage nahm Oberst Kahsnitz auch sein I. Bataillon in die Ausgangsstellung zurück, so daß nun das Bataillon der 246. Division und das I. und Ill. Bataillon der Füsiliere eine geschlossene Abwehrlinie bildeten. Die Trümmer seines II. Bataillons zog er heraus. Fortan lagen die Männer nun Tag und Nacht bei Kampf und furchtbarem Feindfeuer im Schnee und Sturm. Inzwischen kam die 20. Panzer-Division aus dem Raum Duchowsc tschina heran - Schneesturm und Schneeverwehungen hemmten erheblich das Vorwärtskommen - und kämpfte mit ihrem Kradschützenbataillon 20 und dem 11. Bataillon 59 im Raum Ssyrmatnaja. Leider traten bedauerliche Verluste dadurch ein, daß sie von eigenen Einheiten Feuer erhielten. Denn über den Verlauf der eigenen vorderen Linie bestand keine Klarheit, und überall gab es Kampf mit Partisanen. Schließlich hatten sich Russen aus Beutebeständen der 2. LuftwaffenFelddivision deutsche Uniformen angezogen.

Um Ssyrmatnaja entbrannten heftige Kämpfe. Das Dorf wechselte mehrmals den Besitzer, mußte aber schließlich dem Feind überlassen werden. Das vom Gegner zur Festung ausgebaute Turjanka, in dem sich 40 Russen mit 4 Panzern hartnäckig verteidigten und die Angreifer mit einem äußerst heftigen Abwehrfeuer überschütteten, erstürmten trotzdem in den Abendstunden des 1. Dezember mit Hilfe eigener Panzer die einsatzfreudigen Pioniere und die Schützen der 7. Kompanie 59 Am Südrand der Einbruchstelle südlich Belyj kämpften die 2. Luftwaffen-Felddivision unter Oberst Paerzold und besonders die 1. SS.-Kavallerie-Division unter Generalleutnant der Waffen-SS Bittrich zäh und tapfer. Die SS-Männer, von Bittrich umsichtig geführt, zeigten hervorragenden Angriffsschwung. Die 12. Panzer-Division unter General Wessel, eilig aus dem Raum Orel herangeholt, suchte ihre Beweglichkeit ausnutzend und in einzelne Gruppen zerlegt, ein weiteres Vordringen der Russen zu verhindern. Sie entlastete durch Vorstoß im Natschatal nach Nordosten die Kampfgruppe v. d. Meden.

Immer deutlicher zeigte sich, daß ohne Zuführung neuer Kräfte der Einbruch der Russen nicht zu bereinigen war. Im Gegenteil, es mußte befürchtet werden, daß ein weiteres Vordringen der Russen Rshew in eine äußerst bedrohliche Lage bringen würde. Von der Heeresgruppe Nord kam deshalb das Generalkommando des XXX. Korps unter General M. Fretter-Pico. Fetter wurde die 19. Panzer-Division unter General G. Schmidt neu zugeführt. General Fretter-Pico erhielt den Auftrag, mit den südlich des Einbruchsraumes stehenden Kräften sowie der 19. Panzer-Division und der 20. Panzer-Division (General Frhr. v. Lüttwitz) den durchgebrochenen Gegner zu vernichten und die Lage südlich Belyj wieder herzustellen. Das XXXXI. Panzerkorps unter General Harpe hatte den Angriff des XXX. Korps zu unterstützen.

Abriegelung des Einbruchs und Aufklärung durch kampfkräftige Stoßtrupps bildete die erste Aufgabe. Ferner sollte die Artillerie die Russen bekämpfen, ihr weiteres Vordringen verhindern und durch ständiges Störungsfeuer in die aufgerissene Front den feindlichen Nachschub, wenn auch nicht ausschalten, so doch nach Kräften einschränken.

General Fretter-Pico entschloß sich den Stoß, auf Uberraschung des Gegners abgestellt, mit geballter Wucht hinter der Front der 1. SS-Kavallerie-Division von Süden in Richtung Belyj zu führen und dadurch an der Einbruchstelle den „Sack" abzuschnüren. Alle Maßnahmen wurden auf das Sorgfältigste getarnt. Schneeverwehungen verzögerten die Bereitstellung, verbargen aber auch die Fahrspuren. Den Angriffskeil bildete die 19. Panzer-Division, die durch alle Panzer, durch Panzergrenadiere und Artillerie der 20. Panzer-Division verstärkt wurde. Die Reste der 20. Panzer-Division sicherten die Flanke und klärten weiter auf. Links schloß sich die SS-Division dem Angriff an und nahm sofort die Front nach Westen zur Abwehr der zu erwartenden Entlastungsangriffe der Russen ein. Vom Nordrande dieses Einbruchsraumes hatte die 1. Panzer-Division mit unterstellter Kampfgruppe Kahsnitz der Division „Großdeutschland" auf Dubrowka anzugreifen und die Verbindung mit der von Süden angreifenden 19. Panzer-Division herzustellen.

Am 7. Dezember brach bei trübem Wetter und 40 cm hohem Schnee die 19. Panzer-Division mit etwa 70 zur Tarnung weiß angestrichenen Panzern ohne Artillerie-Vorbereitung (Uberraschungsmonent) vor. Ohne Rücksicht auf noch rechts und links haltende Widerstandsnester, deren Vernichtung die Aufgabe der nachfolgenden Truppe war, kämpfte sich die 19. Panzer-Division gegen sich zäh wehrende Gegner vor, dessen Salvengeschütze den Angriffsschwung nicht aufhalten konnten. Zehn Kilometer tief war der Stoß, gedeckt in der rechten Flanke durch Teile der 20. Panzer-Division (Schützenregiment 59 und 1./112) etwa in Linie Ssyrmatnaja-Schiparewo), am ersten Tage vorge drungen. Am zweiten Tage durchschnitt die 19. Panzer-Division die einzige Nachschubstraße der Russen, und am dritten Tage trafen sich die Angriffsspitzen der von Süd und Nord angreifenden Verbände.

Während die 19. Panzer-Division nach Norden angriff, stießen die Kampfgruppen v. Wietersheim und Kahsnitz nach Süden vor und nahmen nach hartem Kampf unter sehr starkem feindlichen Abwehrfeuer Dubrowka. Das II. Bataillon der Füsiliere stellte in erbittertem Kampf die Verbindung mit dem Bataillon der 246. Division in Budino her, und das I. Bataillon der Füsiliere erreichte mit einem unterstellten Sicherungsbataillon den Anschluß an die 19. Panzer-Division. Damit war der Ring um den durchgebrochenen Feind geschlossen. Jetzt galt es diesen Gegner zu vernichten. Es fehlte an Infanterie. Ein Infanterieregiment unter Oberst Blümke kam im Lkw-Transport heran und wurde. sofort eingesetzt. Harte Kämpfe standen den Truppen bevor, mußten sie doch Entlastungsangriffe von außen und Durchbruchsversuche von innen zurückschlagen. Dabei lagen sie in der Masse im offenen Gelände ohne Schutz gegen Schnee und Frost. An der Natscha kam die 12. Panzer-Division gut vorwärts und verstärkte die Kampfgruppe v. d. Meden der 1. Panzer-Division. Dann wurde nach Westen eingedreht, und es begann der Angriff zur Vernichtung des durchgebrochenen Gegners. Im Kessel und an der Kesselwand tobten wütende Kämpfe, bei denen der deutsche Soldat trotz der Ungunst des Wetters und des schwer zu durchschreitenden Geländes vorbildlichen Angriffsschwung wie auch zähes und verbissenes Standhalten zeigte. Krisen traten ein; oft stand es auf des Messers Schneide, ob die Kesselwand halten würde. Aber zusammen mit den beiden Panzer-Divisionen (19. und 20.), der SS-Division und den weiter nördlich kämpfenden Verbänden hielt die schwache Front, wenn es auch bei der dünnen Besetzung der Kesselwand einem Teil der Russen gelang, bei Ploskaja südlich Dubrowka nach Westen durchzukommen. Die Masse blieb im Kessel, wurde durch Angriff von allen Seiten in einzelne Gruppen aufgespalten, zusammengedrängt und vernichtet. In den nächsten Wochen wurde durch örtliche Angriffe der Verlauf der Hauptkampflinie verbessert.

Durch diese erfolgreiche Angriffsoperation war auch die 3. und so gefährliche, an vier Stellen gleichzeitig und einheitlich geführte russische Angriffsschlacht im Großraum Rshew an der deutschen Führung und an dem angriffsbereiten und abwehrerprobten deutschen Soldaten unter sehr großen Verlusten für den Feind gescheitert. Zwei russische Schützendivisionen, sieben motorisierte, vier Elite- und zwei Panzer-Brigaden hatte der Feind verloren, 1 847 Panzer, 279 Geschütze, 353 Pak und Flak, 264 Granatwerfer, 8 718 Maschinengewehre, 78 Panzerspähwagen, 1247 Kraftfahrzeuge. Die blutigen Verluste betrugen über 200 000 Mann. Die Luftwaffe schoß 97, die Infanterie 30 Flugzeuge ab. Zwar hatten die Russen einigen Geländegewinn erzielen können, aber das erhoffte Ziel, Vernichtung der 9. Armee, hatten sie nicht erreicht. Die Ausdauer des deutschen Soldaten, der in schneidig geführten Gegenstößen und Gegenangriffen den Gegner ansprang, das vorbildliche Zusammenwirken aller Waffen und der wirkungsvolle Einsatz der Luftwaffe trotz ungünstiger Witterung errangen' diesen Abwehrerfolg. Führer und Truppe meisterten in gegenseitigem Vertrauen die schwersten Krisen.

 

Die 9. Armee berichtete über die Winterschlacht vorn 25. November bis 15. Dezember 1942: In einem drei Wochen lang tobenden Großkampf bluteten sich die russischen Angriffsdivisionen durch die ungeheuren Feindopfer aus. Am 15. Dezember brach auch diese russische Offensive zusammen, eine gewaltige Leistung _der deutschen Führung, der Erdtruppe und Luftwaffe. Der Block der 9. Armee mit den Bollwerken Ssytschewka, Rshew, Olenin und Belyj blieb fest in deutscher Hand. Auf der Erde trug - wie immer - die unerschütterliche Infanterie die Hauptlast des Kampfes. Ihr zur Seite stand eine wendige, straff organisierte und im Schwerpunkt zusammengefaßte Artillerie als Rückgrat der Abwehr. Panzer, Sturmgeschütze, Pak und alle anderen Waffen wirkten zu dem Gesamterfolg vorbildlich mit."

An den deutschen Führer, Generaloberst Model, hatte diese Winterschlacht besonders hohe Anforderungen gestellt; denn es brannte zu gleicher Zeit an 4 Stellen. Vielfach ist ihm zum Vorwurf gemacht worden, daß er die Verbände zerriß und sie getrennt einsetzte. Model selbst wußte, daß der Soldat am liebsten bei seinem „Haufen" kämpft und daß das Zerreißen der Einheiten Führung und Truppe belastet. Oft aber erzwang die gefahrvolle Lage den Einsatz von Einheiten, wo sie gerade zu finden waren. Intuitiv erahnte Model die Absicht des Gegners und traf vorausschauend seine Maßnahmen. Das geschickte, rechtzeitige Schwächen nicht angegriffener Fronten - alle Abschnitte überblickte er aufs genauestezu Gunsten der Schwerpunkte war das Geheimnis seiner Abwehrerfolge. Der englische Kriegshistoriker Liddle Hart schrieb, der Oberbefehlshaber hat „mit seiner erstaunlichen Fähigkeit, auf einem fast leeren Schlachtfeld Reserven zu sammeln", die Lage gemeistert.